Türkei - Radtour (2451 km und 16053 Höhenmeter durch die Türkei)
Die geplante Reiseroute durch die Türkei beginnt in Istanbul und führt dann zunächst nach Izmir. Weiter geht es dann nach Kapadokien, Kayseri und über Erzurum nach Ostanatolien bis zur Grenze zum Iran. Dann fahren wir weiter zum Schwarzen Meer und an diesem entlang bis Trabzon.

08.05.2011 Anreise zum Flughafen
Nach einem gemeinsamen Frühstück bei Christian, Silke und Timo sattelten wir unsere Pferde und nahmen um 10 Uhr die erste Etappe in Angriff. Über Ehingen und Münsingen ging es zunächst nach Urach, wo wir eine gemütliche Pause einlegten. Danach ging es bei hochsommerlichen Temperaturen von 27°C über Metzingen zum Neckar und für einige Kilometer an diesem entlang. Es folgten noch einige kräftige Anstiege, bevor wir nach 107 Km und 732 Höhenmetern den Stuttgarter Flughafen erreichten. Das Einchecken des Gepäcks sowie der Fahrräder erfolgte problemlos.
Pünktlich um 22.40 rollte unsere Maschine zum Start und um 2 Uhr Ortszeit (+ 1 Std. Zeitverschiebung zu Deutschland) landeten wir in Istanbul.
09.05.2011 Istanbul - Bursa 90 km und 978 Hm.
Nach der Landung machten wir unsere Räder wieder reisefertig. Einen Defekt an Friedas Schutzblech konnten wir mit Kabelbindern beheben. Sonst war alles ok.
So starteten wir um 5:45 Uhr bei liederlichen 6°C zum Fährhafen nach Pendik, wo wir kurz vor 7 Uhr eintrafen. Schon nach wenigen Minuten ging es dann mit der Fähre nach Yalova, das wir nach 45 Minuten erreichten. Von dort nahmen wir die recht hügelige Strecke nach Bursa in Angriff, wo wir nach 90 Kilometern und 978 Höhenmetern um 15 Uhr in einem central gelegenen Hotel eintrafen. Von Yusuf, einem Einheimischen, wurden wir angesprochen und zum Cay (Tee) eigeladen und um 20 Uhr trafen wir uns und er zeigte uns noch einige Sehenswürdigkeiten der 3 Mio. Einwohner zählenden Stadt. Danach kehrten wir gemeinsam im Lokal seines Bruders ein und beendeten mit einem erstklassigen Abendessen den Tag.

Bad Urach

Ankunft am Fährhafen von Istanbul nach Yalova

Im Bazar von Bursa
10.05.2011 Bursa – Mustafakemalpasa 84 km und 336 Höhenmeter
Unser so nötiger Schlaf wurde um 4:50 Uhr jäh durch das Rufen des Muezzins unterbrochen. Doch nach knapp 5 Minuten kehrte wieder Ruhe ein und wir konnten noch einige Zeit liegen bleiben. Kurz nach 9 Uhr machten wir uns dann auf. Zunächst ging es durch die schmalen Gassen der Altstadt von Bursa, dann wurden die Straßen immer breiter bis wir schließlich auf der 8-spurigen Stadtautobahn landeten, die uns aus Bursa hinaus führte. In leichtem Auf und Ab ging es weiter zum Ulubatsee und kurz vor Karacabey bogen wir von der Hauptstraße ab und fuhren auf einer Nebenstrecke Richtung Mustafakemalpasa. Da die Strecke zeitweise ungeteert war, wurden wir von jedem Fahrzeug kräftig eingestaubt. Gegen 16 Uhr quartierten wir uns im Hotel Sultan in Mustafakemalpasa ein. Der Eigentümer machte uns darauf aufmerksam, dass warmes Wasser wegen Umbauarbeiten erst in zwei Stunden verfügbar wäre. Im Zimmer stellten wir dann fest, dass zunächst überhaupt kein Wasser floss. So machten wir uns eben ungeduscht auf, um den Ort zu erkunden. Als wir später zurück kamen, trafen wir an der Reception einen Deutschen aus Rostock, der ebenfalls mit dem Rad für 2 Wochen in der Türkei unterwegs ist. Mit ihm verabredeten wir uns zum Abendessen und verbrachten einen vergnüglichen Abend. Das Duschen fiel leider aus, da sich das warme Wasser endgültig verabschiedet hatte.

Fahrt nach Mustafakemalpasa
11.05.2011 Mustafakemalpasa – Balikesir 76 km und 575 Höhenmeter
Bei lausigen 6°C nahmen wir die heutige Etappe in Angriff. Zum Glück wurde es im Laufe des Vormittags wärmer und auf landschaftlich abwechslungsreicher Strecke erreichten wir um 15 Uhr Balikesir. Die 320000 Einwohner zählende Stadt hatte eigentlich nichts Sehenswertes zu bieten. So gingen wir schon zeitig ins Bett, um unser immer noch bestehendes Schlafdefizit zu vermindern.

Fahrt nach Balikesir
12.05.2011 Balikesir – Bergama 7km und 15 Höhenmeter
Wieder einmal kam es anders als geplant. Schon sehr früh waren wir aufgestanden, um die geplante Strecke zu bewältigen. Doch der Regen hinterließ auf der Straße ganze Bäche, so dass wir beschlossen, die Strecke mit dem Bus zurück zu legen. So fuhren wir die 6 Kilometer bis zum Busbahnhof und hier kümmerte sich gleich ein Türke um uns. Er fragte für uns nach, ob ein Bus nach Bergama fahren würde. Da es keine Direktverbindung gab mussten wir zunächst nach Soma fahren und dort umsteigen um nach Bergama zu gelangen. Da es sich um einen kleinen Bus handelte musste zunächst das Ersatzrad weichen, damit unsere Fahrräder untergebracht werden konnten. Während der Fahrt telefonierte unser Busfahrer mehrfach und als wir in Soma ankamen erwartete uns bereits ein anderer Busfahrer an der Straße, lud Räder und Gepäck ein und ohne weitere Verzögerung ging es weiter nach Bergama.
Bei der Ankunft waren wir froh, uns für diese Variante entschieden zu haben, da die Straße sehr eng und in einem recht schlechten Zustand war, was die Fahrt bei Regen nicht einfacher gestaltet hätte.
Den Mittag verbrachten wir mit der Besichtigung der Roten Kathedrale bevor es mit der Seilbahn hinauf zur Akropolis ging und danach besuchten wir noch das Amphitheater.

Fahrradtransport

Akropolis von Bergama (Pergamon)
13.05.2011 Bergama – Izmir 104 km und 305 Höhenmeter
Bei ordentlichem Wetter machten wir uns heute auf nach Izmir, der mit 4 Mio. Einwohnern drittgrößten Stadt der Türkei. Schon nach ca. 30 Kilometern erreichten wir die Ägäis und auf meist 4-spuriger Strecke kamen wir flott voran. Nach 80 km erreichten wir den Stadtrand von Izmir. Auf der 6-spurigen Stadtautobahn ging es ins Zentrum von Izmir, wo wir tags zuvor übers Internet ein Hotel gebucht hatten. Was sich hier auf den Straßen abspielt ist für unsere Verhältnisse kaum zu begreifen. Fuhrwerke, Traktoren, Radfahrer, Motorradfahrer und sogar Autos kamen uns auf unserem Standstreifen entgegen. Am schlimmsten von allen jedoch sind die Bus- und Taxifahrer. Sie überholen uns ganz knapp, schneiden uns und bremsen dann direkt vor uns, um Fahrgäste ein- oder aussteigen zu lassen. Das gleiche Spiel geschieht, wenn sie wieder weiter fahren. Für uns stellte sich immer wieder die Frage, wie gelangen wir zu unserem Hotel, denn alle paar hundert Meter kam eine Ausfahrt mit Ortsangaben, mit denen wir nichts anfangen konnten. Dank an dieser Stelle an Moritz Hamberger, der uns bei der Aufzeichnung unserer Reiseroute auf das GPS sehr unterstützte. So gelang es uns, ohne uns zu verfahren, das Hotel ausfindig zu machen. Den Rest des Tages verbrachten wir damit, einige Sehenswürdigkeiten Izmirs zu besichtigen und mehrere Kilometer bummelten wir an der wunderschön angelegten Strandpromenade mit hunderten von Cafes und Restaurants entlang. Man hat den Eindruck, dass sich hier am Abend ganz Izmir trifft.

Erster Blick auf die Ägäis

Izmir ist erreicht
14.05.2011 Ruhetag in Izmir
Den heutigen Tag nutzten wir zur Erholung und zur Besichtigung von Izmir. Zuerst tauchten wir in den riesigen Bazar ein, wo alles zum Kauf angeboten wird, was man sich vorstellen kann. Später fuhren wir mit dem Bus zu einer Burganlage, die einen überwältigenden Blick über die Bucht und Stadt bot. Erst hier wurden die gewaltigen Ausmaße Izmirs so richtig sichtbar.

Strandpromenade

Der Uhrturm, das Wahrzeichen von Izmir

Burganlage von Izmir
15.05.2011 Izmir – Selcuk 84 km und 572 Höhenmeter
Schon früh verließen wir Izmir, was sich als Vorteil herausstellte. Der Verkehr am Sonntag war noch sehr ruhig. So machte es auch nichts aus, dass wir gleich zu Beginn den Bazar durchqueren mussten, da er noch fast menschenleer war. Wir fanden die 15 Kilometer bis zum Ende von Izmir gut hinaus und konnten dann auf ruhiger Nebenstrecke Richtung Selcuk fahren. Die Straße führte durch hügelige und grüne Landschaften. Von den zahlreichen Orangenplantagen strömte der Duft der Blüten in unsere Nasen. Nach 56 km erreichten wir wieder die Ägäis und fuhren auf der Küstenstraße weiter bis Selcuk, das wir um 13 Uhr erreichten. Hier bezogen wir in einer netten Pension Quartier und machten uns dann mit unseren Rädern – ohne Gepäck – auf nach Ephesus. Das Theater sowie die Bibliothek sind die Glanzlichter der riesigen Anlage, die man sich allerdings mit hunderten von Touristen teilen muss. Trotz der vielen Besucher kann man die Besichtigung nur empfehlen.
Seit gestern haben wir auch in der Türkei Sommerwetter mit Temperaturen bis 27°C. Wir hoffen, dass dies so anhält.



Ephesus
16.05.2011 Selcuk – Nazilli 98 km und 474 Höhenmeter
Der Tag begann mit dem Frühstück im Freien. Gleich hinter Selcuk begann ein ca. 6 km langer Anstieg durch eine herrliche grüne Berglandschaft. Leider war der Straßenbelag extrem rau und auch der Wind blies uns kräftig entgegen. Erst nach 55 km wurde der Belag besser und auch der Wind hatte ein Einsehen und wir kamen wesentlich flotter voran. Dafür kletterte das Thermometer auf 31°C und wir legten immer wieder Trinkpausen ein. Unsere Straße war meist flach und verlief entlang von Obstplantagen mit Orangen, Aprikosen, Erdbeeren und Feigen und grünen Pflaumen. Außerdem werden Oliven und Tomaten angebaut. Als Frieda ein Bild von Frauen, die grüne Pflaumen ernteten machte, bekam sie ca. 3 Kilo der Früchte geschenkt. An einer Ampel standen wir bei Rot und neben uns hielt ein Fahrzeug mit Erdbeerpflückerinnen und ihren Früchten und sie reichten einige ihrer Früchte herüber. In Nazilli, wo wir nach einem Hotel fragten, begleitete uns eine junge Frau bis zu diesem. Immer wieder sind wir freudig überrascht über die selbstverständliche Hilfe und Gastfreundschaft der Türken. Nazilli mit seinen 111000 Einwohnern lernten wir als eine recht lebendige Stadt kennen.

Weiterfahrt von Selcuk

Ernte von grünen Pflaumen

Nazilli
17.05.2011 Nazilli – Pamukkale 93 km und 458 Höhenmeter
Ein langer Tag liegt hinter uns. Zunächst hatten wir die Fahrtstrecke durch eine sehr abwechslungsreiche Landschaft zu bewältigen, bevor wir Pamukkale erreichten. Dort fanden wir schnell ein gemütliches Hotel und machten uns, diesmal zu Fuß, gleich wieder auf den Weg zu den Kalksinterterrassen von Pamukkale. Diese entstanden über Jahrtausende durch kalkhaltige Thermalquellen und stehen auf der Liste des Weltkulturerbes der UNESCO. Auch wir waren fasziniert von diesem einmaligen Naturereignis. Anschließend besichtigten wir noch Hierapolis, das direkt an die Kalksinterterrasse angrenzt. Wunderschön sind auch die sehr gepflegten Parkanlagen, , die das ganze Gebiet begrenzen und durchziehen.

Freundlicher Empfang an einer Tankstelle



Pamukkale

Hierapolis
18.05.2011 Pamukkale – Dazkiri 86 km und 850 Höhenmeter
Nach spärlichem Frühstück ging es zurück nach Denizli und auf der Fernstraße ging es auf einer Strecke von 40 Kilometern immer leicht bergauf. Landschaftlich sehr reizvoll führte die Straße zwischen zwei Bergketten hinauf zu einem Salzsee. Leider war die Sicht durch Regenwolken sehr eingeschränkt und ein starker Gegenwind machte uns schwer zu schaffen. Als wir an einer Tankstelle etwas zu Trinken kauften sprach uns einer der Umstehenden an, ob wir ein Hotel suchten. Wir bejahten dies und schon 8 km später trafen wir ihn in seinem Hotel wieder. Hier verbrachten wir mit Erdal, dem Besitzer, der uns zum Raki einlud, noch einen vergnüglichen Abend.

Salzsee bei Dazkiri

Straße zwischen Bergkette und Salzsee
19.05.2011 Dazkiri – Isparta 91 km und 791 Höhenmeter
Bei deutlich kühleren Temperaturen erfolgte heute die nächste Etappe in Westanatolien. Leider machte uns auch heute wieder ein kräftiger Gegenwind das Leben schwer und wir schafften zeitweise gerade mal 8 Kilometer pro Stunde. Trotzdem erreichten wir um 16 Uhr Isparta (1050 m hoch gelegen). Wir hätten noch ausreichend Zeit gehabt, die quirlige Stadt anzuschauen, doch immer wieder gingen kräftige Regenschauer mit Blitz und Donner nieder. Aber zum Glück waren wir wenigstens trocken angekommen und gut unter gebracht.

Unterwegs nach Isparta

Ausblick vom Hotelzimmer auf den Davraz Dagi 2635m
20.05.2011 Isparta – Egirdir 38 km und 201 Höhenmeter
Eigentlich wollten wir heute weiter kommen doch schon bei der geplanten Abfahrt regnete es noch, so dass wir noch eine halbe Stunde im Hotel bis zum Start abwarteten. Auf regennasser Straße kamen wir zunächst flott voran. Es folgte ein kurzer Anstieg und dann wurde der Blick frei auf den herrlichen Egirdir-See mit dem wunderschön gelegenen Ort Egirdir. Wir fuhren bis zum Ende der kleinen Halbinsel als sich der Himmel wieder verdunkelte und das Grollen des Donners zu vernehmen war. Daher beschlossen wir, im Ort eine Pension zu suchen und den Rest des Tages hier zu verbringen. Wir schauten uns das Städtchen und seine Karawanserei an und als wir auf dem Rückweg zur Pension durch einen kleinen Park gingen wurden wir von einer Gruppe junger Leute angesprochen, die uns zum Essen und Trinken einluden. Es gab süßes Gebäck mit Cola und Fanta und dazu machten sie Musik und Tanzten. Die Betreiberin unserer Pension bot uns an, für uns das Abendessen zu kochen. Wir sind sehr gespannt, was uns erwartet.

Marmorbruch

Abfahrt zum Egirdir See mit Halbinsel

Drohendes Gewitter

Wir sind Gäste bei jungen Türken
21.05.2011 Egirdir – Sarikikaraagac 88Km und 654 Höhenmeter
Nach dem üblichen türkischen Frühstück, das in der Regel aus Brot, Butter, Marmelade, Schafskäse, Ei, Tomaten, Gurken und Oliven besteht gab es heute zusätzlich noch Melone und Kiwi. Gut gestärkt nahmen wir bei idealem Radelwetter die Strecke in Angriff und fuhren die ersten 35 km in ständigem Auf und Ab am Egirdir See entlang. Traumhafte Ausblicke auf den See und die umliegenden Bergen belohnten unsere Mühen. Auf dem Weiterweg wurden wir zur Besichtigung eines Bauernhofes eingeladen und immer wieder wollten uns die Leute einladen was wir leider nicht annehmen konnten, da wir sonst nicht vorwärts gekommen wären. Am Zielort angekommen schauten wir das kleine Städtchen an und wurden sofort wieder zum Tee eingeladen. Leider kam zunächst keine Verständigung zustande, bis die Türken einen anderen Landsmann, der als Gastarbeiter in Deutschland war, herbei riefen. So fand doch noch ein Gedankenaustausch statt und schließlich gesellten sich immer mehr deutsch sprechende Türken dazu, darunter eine Frau, die in Vöhringen wohnt. Immer wieder gab es eine Runde Tee und von 2 der Anwesenden wurden wir sogar zur Übernachtung in ihr Haus eingeladen, was wir aber ablehnten, da wir ja schon im Hotel gebucht hatten. Schließlich konnten wir uns unter dem Vorwand, noch zu Hause anrufen zu müssen, zum Abendessen aufmachen. Insgesamt ein toller Tag in herrlicher Landschaft und mit netten Begegnungen.

Am Egirdir See
22.05.2011 Sarikikaraagac – Beysehir – Konya 77 km und 275 Hm
Gut ausgeschlafen machten wir uns auf den Weg nach Beysehir. Der erste Teil der Strecke war landschaftlich wieder sehr reizvoll und abwechslungsreich. Später ging es auf der Hochebene – wir bewegen uns derzeit immer auf einer Höhe zwischen 1050 m und 1250 m – recht flach weiter, bis der Beysehir See ins Blickfeld rückte. Genau um 12 Uhr erreichten wir nach 58 km Beysehir am gleichnamigen See. Da wir so früh hier waren fuhren wir gleich zum Busbahnhof, da die Weiterfahrt nach Konya mit dem Bus geplant war. Wir kauften unsere Tickets für 7,-- € für 90 km und 2 Personen samt Gepäck und Fahrrädern. Nun hatten wir noch genügend Zeit, um den netten Ort Beysehir und seine Sehenswürdigkeiten anzusehen und konnten bei einem Straßenfest mit Musik, Tanz und Verköstigung zusehen. Um 15 Uhr fuhren wir dann mit einem modernen Reisebus mit Fernseher und Spielkonsole an jeder Rückenlehne sowie Versorgung mit gratis Getränken nach Konya, wo wir um 16:30 Uhr am Busbahnhof eintrafen. Die Busbahnhöfe liegen immer am Stadtrand und so hatten wir noch 13 km durch die Millionenstadt zu ahren, bis wir im Zentrum ein Hotel fanden. Am Abend erkundeten wir noch die nähere Umgebung, wo es viele großartige Moscheen gibt.

Am Beysehir See
23.05.2011 Konya – Aksarey – Selime 51km und 465 Hm
Den Vormittag nutzten wir dazu, noch einige Moscheen und Märkte zu besuchen. Leider hatte das Museum montags geschlossen, aber so ist es eben. Dann machten wir uns auf, um zum Bus Terminal zu radeln, denn am Vortag hatten wir die Tickets für 13 Uhr gebucht. Die knapp 11 km brachten wir stressfrei hinter uns und konnten sogar einen Großteil der Strecke auf Radwegen zurück legen. Was uns in Konya auffiel war, dass wieder mehr Frauen mit Kopftuch unterwegs waren als in anderen Großstädten der Türkei, die wir bisher bereist haben.
So ging es also mit dem Bus von Konya nach Aksarey, das wir nach 2 Stunden erreichten. Die Strecke bot nichts Sehenswertes und so waren wir froh, dieses Teilstück so überbrückt zu haben. Dann ging es wieder auf die Räder und die weiteren 40 km kosteten noch einige Mühen und erst um 19 Uhr erreichten wir Selime, wo wir für 2 Nächte in einem Hotel buchten. Auch wenn diese 40 km bis Selime noch recht anstrengend waren, so verschafften sie uns doch einen ersten traumhaften Eindruck von Kappadokien. Den Abend verbrachten wir mit 2 anderen Deutschen, die wir Im Hotel trafen.

Moschee in Konya
24.05.2011 Wanderung durchs Ihlara Tal
Bei traumhaftem Wetter machten wir uns auf, um durch das Ihlara Tal zu wandern. Die ersten 3 km legten wir mit dem Rad zurück, das wir an einem Restaurant abstellten. Dann ging es 18 km mit dem Bus nach Ihlara, wo das Ihlara Tal beginnt. Die nächsten 14 km legten wir dann zu Fuß zurück und waren begeistert von den Eindrücken, die die Naturhier bietet. Der Fluss schlängelt sich durch ein teilweise sehr enges, dann wieder weiter werdendes Tal mit faszinierenden Steilwänden an beiden Seiten und 12 sehr alten Kirchen, die die Mönche in die Wände gehauen haben. Viele alte Fresken zieren diese Kirchen, leider sind sie aber zum größten Teil mutwillig zerstört. Gut 4 1/2 Stunden dauerte unser Wanderung und wir waren sehr froh, dass wir den Abstecher unternommen hatten. Bemerkenswert war auch, dass wir bis auf wenige Stellen, an denen es Seiteneinstiege von der Straße ins Tal gab, keine Leute trafen. Es gäbe so viel über dieses Tal zu berichten aber schaut euch lieber ein paar Bilder an, die wir mit senden.




Ihlara Tal
25.05.2011 Selime – Uchisar 85 km und 859 Hm
Erneut starteten wir bei wolkenlosem Himmel und herrlicher Sicht auf die Landschaft Kappadokiens. Kappadokien ist ein Teil von Zentralanatolien und mit einzigartigen Naturlandschaften ausgestattet. Kernstück dieser Region ist der Naturpark Göreme, der zum Weltkulturerbe der UNESCO zählt. In dieser Region werden wir uns in den nächsten Tagen aufhalten, um einen Teil dieser Attraktionen anzuschauen. Unsere Fahrt war geprägt von vielen landschaftlichen Eindrücken. Hier blühen zur Zeit die Apfelbäume und der Flieder, die Bauern stupfen Kartoffeln und auch Getreide gedeiht in diesen Höhen von über 1400 Meter noch. Zur Mittagszeit erreichten wir die Höhlenstadt Derinkuyu, die über sieben Ebenen mit mehreren größeren Höhlenräumen in die Tiefe führte. Die Gänge sind bis zu 9 km lang und es lebten dort bis zu 10000 Menschen.
Nachdem wir diese eindrückliche Anlage besichtigt hatten ging es weiter nach Uchisar. Schon von weitem konnten wir die Burg von Uchisar sehen, die auf einem Vulkanhügel steht. Wir fanden in dem netten Städtchen eine schöne Unterkunft und besichtigten dann noch die Burg, die einen herrlichen Rundumblick bot. Zufällig hatten sich Hans und Fritz, die wir schon vor 2 Tagen in Selime getroffen hatten, in derselben Unterkunft eingemietet und so verbrachten wir den Abend wieder in gemütlicher Runde.

Untergrundstadt Derinkuyu

Burgberg von Uchisar
26.05.2011 Uchisar – Göreme 7 km
Während des Frühstücks auf der Terrasse unserer Pension konnten wir ein tolles Spektakel beobachten. Überall waren Heißluftballone unterwegs, die vielfach im Tiefflug über die Felsgebilde hinweg schwebten. Danach ging es mit dem Rad nur einen Ort weiter nach Göreme, dem Kernort des Göreme Naturparks. Dort besuchten wir zunächst das Freilichtmuseum mit zahlreich in den Fels gehauenen Kirchen. Leider begann es danach für einige Zeit zu regnen aber gegen Abend besserte sich das Wetter und wir konnten noch das Säbeltal besichtigen.

Heißluftballone über Göreme

Fahrt nach Göreme

Freilichtmuseum in Göreme

Im Säbeltal
27.05.2011 Rad- und Wandertag in Göreme 20 km und 590 Hm
Als wir morgens aufstanden, sah das Wetter alles andere als gut aus. Aber schon während des Frühstücks auf der Dachterrasse besserte es sich zusehends und so machten wir uns mit unseren Rädern auf, um einige der herrlichen Täler in der Umgebung von Göreme zu besuchen. Teils Fahrend, teils Schiebend ging es durch beeindruckende Landschaften und alle paar Meter veränderte sich die Umgebung und wir konnten oft nur staunend stehen bleiben und schauen. In einem der Täler trafen wir zufällig ein Radlerpaar, das am 10.042011 in Berlin gestartet war und für 2 Jahre mit dem Rad um die Welt fährt (mehr unter http://www.fernziele.info). So erlebten wir wieder einen herrlichen Tag und es war richtig, dass wir für dieses Gebiet 4 Tage eingeplant hatten. Die Wanderungen waren eine wohltuende Abwechslung zu den Tagen auf dem Rad, denn davon stehen in den nächsten Wochen noch genug an. Lasst Euch ruhig von den beigefügten Bildern aus Kappadokien inspirieren.

Festung von Cavusin

Feenkamine bei Cavusin





Mit dem Rad durchs Rosental
28.05.2011 Göreme – Kayseri 73 km und 432 Hm
Die ersten Kilometer ging es heute noch durch die herrliche Landschaft des Naturparks Göreme. Nach 14 Kilometern besichtigten wir die an der Straße gelegene Karawanserei Sarihan von 1249. Zur Zeit bewegen wir uns auf der Seidenstraße, der wir nun für die nächst Zeit folgen. Die Landschaft veränderte sich und das Gebiet wurde karger. Immer wieder rückte der Erciyes Dagi 3912 m in unser Blickfeld, aber meist war er von Wolken verhüllt. Kurz nach 13 Uhr erreichten wir die Millionenstadt Kayseri und fuhren gleich zum Bus Terminal, um Tickets für die morgige Weiterfahrt nach Sivas zu kaufen. Dann ging es weiter zum Hotel und den Rest des Tages verbrachten wir damit, die Zitadelle, Moscheen, Bazare und eine alte Karawanserei zu besuchen. In dieser wird unter anderem mit Wolle gehandelt und natürlich gibt es jede Menge Teppichgeschäfte.
In der Türkei findet derzeit der Wahlkampf statt. Die Zentren aller Orte sind mit Fähnchen der verschiedenen Parteien beflaggt und permanent fahren Wahlkampfbusse und andere Fahrzeuge mit Lautsprechern durch die Straßen. Am 12. Juni findet die Wahl statt und wir hoffen, dass alles friedlich verläuft.

Karawanserei Sarihan

Erciyes Dagi 3912 m

In der alten Karawanserei in Kayseri
29.05.2011 Kayseri – Sivas mit dem Bus
Wie geplant ging es heute mit dem Bus weiter. Die 200 km und 1224 Höhenmeter genossen wir bei der 2 ½ stündigen Busfahrt und kamen um 13 Uhr in Sivas an. Unterwegs ging es durch hügeliges Ackerbau- und Weideland. Die Strecke verlief vielfach auf sehr rauem Asphalt und viele lange Baustellen blieben uns durch die Busfahrt erspart. Sivas liegt geographisch in der Mitte der Türkei und war zur Zeit der Seldschuken zeitweise Hauptstadt ihres Reiches. Hiervon zeugen einige der schönsten seldschukischen Bauten, die es überhaupt gibt Die Stadt ist voller Leben und man hat den Eindruck, als ob alle Einwohner in der City unterwegs wären. Immer wieder werden wir angesprochen und gefragt, wo wir herkommen, wie es uns in der Türkei gefällt und wir sind hier nahezu die einzigen Touristen. Ab morgen geht es dann wieder mit dem Rad weiter und einige hohe Pässe erwarten uns in den nächsten Tagen. Wir hoffen auf gutes Wetter und günstigen Wind.

Metrasa mit doppeltem Minarett

Diese Spezialität wird überall angeboten

Wahlkampfbus
30.05.2011 Sivas – Zara 73 km und 457 Hm
Bei meist stark bedecktem Himmel - aber idealen Temperaturen zum Radeln - ging es heute weiter. In ständigem Auf und Ab führte die kaum befahrene Straße durch ein landschaftlich recht abwechslungsreiches Gebiet, das jedoch kaum besiedelt war. Da die Straße in einem ausgezeichneten Zustand war und der Wind nur zeitweise von der Seite kam erreichten wir Zara (12000 Einwohner) schon um 12:30 Uhr. Auf Nachfragen war bald ein Hotel gefunden und da sich ein Wasserkocher im Zimmer befand kauften wir Kuchen und kochten Kaffee dazu und machten uns einen gemütlichen Nachmittag vor der ersten großen Bergetappe, die morgen auf uns wartet. Später gingen noch einige heftige Gewitter mit Starkregen und Hagel nieder und wir waren froh, im Trockenen zu sitzen. Das Abendessen nahmen wir in einem kleinen Lokal zu uns. Niemand sprach ein Wort Englisch und wir kein Türkisch. Man wies uns einen Platz zu und der Ober wirbelte durchs Lokal. Wir bekamen je eine Gabel mit Papierserviette und unaufgefordert brachte er uns einen Salat. Der Koch winkte uns zu sich und zeigte uns seine Lahmacun (Teigfladen) Zutaten, die aus Hackfleisch oder Gemüse bestanden. Wir entschieden uns für Hackfleisch und aßen zunächst unseren Salat. Als dieser aufgegessen war erhielten wir umgehend den nächsten und kurze Zeit später kam unser Hauptgericht, das wirklich lecker schmeckte. Zu trinken gab es Wasser und Ayran (Jogurtgetränk). Das Ganze kostete für 2 Personen 12,-- TL, was beim derzeitigen Wechselkurs etwa 5,-- € entspricht.

Unterwegs nach Zara

Seniorentreff beim Cay

Zubereitung von Lamacun
31.05.2011 Zara – Refahiye 112 km und 1284 Hm
Schon früh standen wir auf und um 6:30 Uhr starteten wir zur heutigen recht anspruchsvollen ersten Bergetappe. Die ersten 20 km brachten wir recht flott hinter uns, da wir noch einen sehr guten Straßenbelag hatten. Dies änderte sich dann und es ging nur noch langsamer vorwärts. Der Straßenbelag ist auf vielen Strecken in der Türkei extrem grobkörnig und so war auch ab hier wieder. Zudem ging es immer wieder auf und ab, was einem zu schaffen macht, wenn man die gewonnene Höhe immer wieder verliert. Aber so ist es nun mal im bergigen Gelände. So schraubten wir uns langsam aber sicher mit einigen kurzen Pausen immer höher und erreichten schließlich nach 72 km den Kizildag Pass mit 2190 m Höhe. Wir freuten uns auf die folgende lange Abfahrt doch diese konnten wir nicht genießen, da der Straßenbelag extrem schlecht war und sich stürmische Windböen dazu gesellten. Wir mussten höllisch aufpassen, nicht vom Wind umgeworfen zu werden und hatten fast die ganze Zeit über beide Hände an den Bremsen. Zum Glück war auf der 4-spurigen Strecke fast kein Verkehr, so dass wir häufig die ganze Straßenbreite für uns nutzen konnten. Kurz vor dem Ziel kehrten wir nochmals bei einer Tankstelle ein, um zu trinken als ein Fernradler zu uns stieß. Er hieß Lutz und ist auf dem Weg nach Indien. Die letzten 10 Kilometer verlangten uns nochmals alles ab, da es wieder leicht bergauf ging und ein stürmischer Gegenwind uns fast zum stehen brachte. Insgesamt haben wir die Etappe trotz aller Widrigkeiten recht gut überstanden und wettermäßig erwischten wir einen traumhaft schönen Tag mit Temperaturen bis 27°C in herrlicher Umgebung.

Unterwegs zum Kizildao-Pass 2190 m

Geschafft

Abfahrt nach Refahiye
01.06.2011 Refahiye – Erzincan 70 km und 760 Hm
Bei leichtem Nieselregen ging es heute los. Zum Glück hörte der Regen nach 10 km auf und die Sonne zeigte sich. So fuhren wir bei gleichmäßiger Steigung bergan. Wie so oft wurden wir unterwegs von einem Mopedfahrer angesprochen und in der nächsten Kneipe zum Cay eingeladen. Die ersten 20 km rollte es ganz prima doch dann wurde der Straßenbelag wieder schlecht und auf den letzten fünf Kilometern hinauf zum Sakaltutan-Pass 2160 m regnete es wieder. Trotz allem hatten wir den 34 km langen Anstieg gut bewältigt und konnten danach 36 km in flottem Tempo und ohne weiteren Regen nach Erzincan (102000 Ew.) hinunter rollen. Dank der langen Abfahrt waren wir bereits um 13 Uhr hier. Der Nachmittag brachte abwechselnd Regenschauer und Sonnenschein und auch für die nächsten Tage ist kein beständiges Wetter zu erwarten.

Auffahrt zum Sakaltutan-Pass 2160 m
35 km lange Abfahrt nach Erzincan
02.06.2011 Erzincan – Tankstelle 5 km vor Terkan 93 km und 344 Hm
Bei bedecktem Himmel machten wir uns auf und kamen zunächst auch sehr gut voran. Nach 13 km kam dann wieder der gefürchtete Gegenwind auf und unsere Fahrt verlangsamte sich zusehends. Die Straße führte fast die gesamte Länge am Firat Nehri (Zufluss zum Euphrat) entlang, der durch die starken Regenfälle recht reißend war. Auf einer Länge von etwa 50 km schlängelten sich die Straße und die Bahn durch eine unterschiedlich breite Schlucht und bot schöne Motive. Erstmals auf unserer bisherigen Tour waren heute auf beiden Fahrspuren viele gepanzerte Fahrzeuge unterwegs und auch Busse und LKW aus dem Iran waren vermehrt unterwegs. Natürlich wurden wir auch heute wieder bei jedem Tankstellen Stopp zum Cay eingeladen. Beim letzten Stopp, kurz vor unserem geplanten Zielort, lud uns der Pächter wiederum ein und wollte wissen, wo unsere Fahrt an diesem Tag noch hingehen sollte. Wir sagten ihm, dass wir in Terkan übernachten wollten, worauf er uns anbot, bei ihm kostenlos übernachten zu können, da das Hotel dort teuer und schlecht sei. Wir waren von den Räumlichkeiten nicht sehr angetan, wollten aber die Gastfreundschaft nicht zurückweisen und so bezogen wir mittags um 15 Uhr unser Nachtquartier, das nicht gerade einem Grand Hotel entsprach, aber wir hatten 2 Betten, eine Waschgelegenheit und Toilette. Essen und Trinken gab es im Haus, da eine Raststätte angeschlossen war.

Fahrendes Volk mit Sack und Pack unterwegs

Einladung zur Übernachtung an der Tankstelle
03.06.2011 Tercan – Erzurum 106 km und 1192 Hm
Die Nacht in unserer bescheidenen Unterkunft war nicht sehr erholsam. Unser Zimmer lag genau unter dem Restaurant und da immer wieder Busse ankamen war dauernder Lärm die Folge. Von Vorteil aber war, dass wir sehr früh aus den Betten kamen und schon um 5:30 Uhr starteten. Zunächst ging es 34 km immer leicht ansteigend zum Tepebasi-Pass 2057 m hinauf. Während der Auffahrt hatten wir zwei nette Erlebnisse. Zum einen wurden wir wieder einmal zum Cay eingeladen und bekamen die Kekse, die wir kaufen wollten auch noch obendrein spendiert. Kurze Zeit später überholte uns ein LKW und hielt gleich darauf an. Er stoppte uns und wollte uns samt unserer Räder mit nach Erzurum mit nehmen. Wir lehnten dankend ab und er konnte gar nicht begreifen, dass wir sein Angebot nicht annehmen wollten. Winkend und Hupend überholte er uns später wieder und wir wussten zu diesem Zeitpunkt auch noch gar nicht, wie viele Höhenmeter wir noch zu bewältigen hatten. Aber landschaftlich war es so schön, dass die Anstrengungen durch die herrlichen Ausblicke kompensiert wurden. Die Straße war heute den ganzen Tag über in bestem Zustand und auch das Wetter war viel besser als angekündigt. So war auch die 15 km lange Abfahrt vom Pass ein wahrer Genuss und die 15 Kilometer legten wir in 20 Minuten zurück wobei wir in der Spitze etwas mehr als 61 km erreichten. Dann stieg das Gelände in einem weiten Tal wieder an und nach 6 ½ Std. legten wir eine längere Mittagspause ein. Frisch gestärkt machten wir uns an die vermeintlich letzten 25 km bis Erzurum. Die letzten 15 km in die knapp 400000 Einwohner zählende Stadt waren für Radfahrer grausam. Die Strecke verlief schnurgerade und führte immer leicht bergauf. Am ersten großen Kreisverkehr waren wir dann zu früh abgebogen und fragten dann Passanten nach dem Hotel, das wir uns im Reiseführer angeschaut hatten. Wir wurden wieder bergab geschickt, trauten aber den Angaben nicht so recht und fragten deshalb erneut. Prompt wurden wir wieder dort hinauf geschickt wo wir gerade herkamen. Nun holten wir unser Buch mit dem Stadtplan heraus und die freundlichen Leute erklärten uns, dass wir noch etwa 10 km zu fahren hätten. Wir glaubten dies nicht, da wir ja auch eine Karte lesen können. Sie bemerkten unsere Verunsicherung und ein Ladenbesitzer bot an, uns und unser Gepäck sowie unsere Fahrräder zum Hotel zu fahren. So stiegen wir ein, schon ahnend dass dies nicht sein kann, aber wenn man nicht selbst den Berg hoch fährt, sondern gefahren wird, ist dies kein Problem. So fuhren wir weit bergauf und außerhalb der Stadt stand ein Hotel mit demselben Namen in einem Skigebiet. Wir luden alles aus, warteten bis unser Fahrer weg war und fuhren dann zurück in die Stadt und waren dann auch erfolgreich mit der Hotelsuche. Erzurum liegt auf einer Höhe zwischen 1800 m und 2150 m und hat 370000 Einwohner. Da die letzten Tage zeitweise doch recht anstrengend waren und das Sitzfleisch reichlich strapaziert wurde, werden wir morgen einen Ruhetag einlegen und in Ruhe die Stadt besichtigen.

Unterwegs zum Tepebasi Pass

Einladung von LKW-Fahrern zu Keksen und Cay

Er wollte uns aus Mitleid mitnehmen

Skiflugschanzen in Erzurum
04.06.2011 Ruhetag in Erzurum
Wir nutzten den heutigen Tag, um uns etwas auszuruhen und die Sehenswürdigkeiten der Stadt zu besichtigen. Hier fand 2011 die Winter-Universiade statt. Mehrere Baudenkmäler aus der Zeit der Seldschuken sind hier noch gut erhalten. Im Zentrum wird einiges zur Verschönerung der Stadt unternommen und es entstehen schöne Grünanlagen vor alten Baudenkmälern.

Erzurum

Cifte Minarelli Medrese aus dem 13. Jahrhundert
05.06.2011 Erzurum – Horasan 85 km und 222 Hm
Ein ereignisreicher Tag. Um 7 Uhr verließen wir unser Hotel in Erzurum und schon nach wenigen Kilometern kamen uns einige Radler entgegen. Wir winkten und sie fuhren auf unsere Straßenseite. Wie sich herausstellte waren es fünf Iraner auf dem Weg nach Istanbul. Wir unterhielten uns eine Viertelstunde bevor jeder wieder in seine Richtung weiter fuhr. Durch weite meist grüne Hochtäler ging die Fahrt weiter und es lief heute wie geschmiert. Das Wetter war ideal zum Radfahren und die Straße bis auf die letzten 15 Kilometer in einem prima Zustand. Neben uns befand sich die Bahnstrecke aber wie so oft sah man keinen Zug. So rollten wir flott dahin bis wir bemerkten, dass Bauarbeiten an der Bahnlinie vorgenommen wurden. Grund dafür war ein Zugunglück, bei dem mehrere Waggons, von denen 2 noch an der Strecke lagen, entgleist waren. Weiter ging es vorbei an einer alten Brücke aus dem 13. Jahrhundert, die aber nicht mehr befahrbar war. Auf der Strecke waren viele Tracks sowohl aus der Türkei als auch aus dem Iran unterwegs, die meist meterhoch beladen waren. Die meisten hupten und winkten uns zu und so erreichten den Stadtrand von Horasan, wo uns Kinder zuriefen „Hallo, hallo, money, money.“ Wir winkten ihnen wie immer zu doch diesmal lief die Sache anders. Sie liefen an Friedas Rad und versuchten ihren Rucksack herunter zu zerren. Da dies nicht gelang warfen sie mit Steinen nach ihr und trafen sie am Oberarm. Zum Glück ging es noch glimpflich aus und nach anfänglichen Schmerzen blieb nur ein blaues Andenken. Als ich es bemerkte stieg ich sofort vom Rad und sie rannten so schnell sie konnten davon. Es ist schade, dass auch wir diese Erfahrung machen mussten, von der schon so viele Radler in Ostanatolien berichteten und hoffen, dass es ein einmaliges Vorkommnis war. Trotz alledem gelangten wir schon um 11:45 Uhr zum Hotel in Horasan. Beim Bummel durch Horasan, einem trostlosen Ort mit knapp 20000 Einwohnern, in dem man den Eindruck hat, dass nur wenige einer geregelten Arbeit nachgehen, waren wir richtige Exoten. Überall schauten uns die Leute nach und tuschelten. Aber auch hier wurden wir von einem älteren Mann, der im Freien vor einem Lokal zusammen mit vielen anderen Männern saß, zum Cay eingeladen. Er sprach etwas englisch und fragte uns, so wie es immer geschieht, woher, wohin, wie es einem in der Türkei gefällt, ob es Probleme gibt, ob wir verheiratet wären, wie viele Kinder wir hätten, was wir beruflich machten und wie alt wir seien. Wenn wir unser Alter nennen können sie es kaum fassen und wir trauen uns immer nicht zu schätzen wie alt sie sind, denn viele sehen mit 40 Jahren aus wie bei uns 70-Jährige. Nach dieser Episode gingen wir weiter aber schon nach Kurzem wurden wir von einem jungen Mann auf Deutsch angesprochen. Wie sich herausstellte ist er viel in Duisburg und Mühlheim a. d. Ruhr wo er mit seinen Brüdern eine Großmetzgerei mit mehreren Filialen betreibt. Lächelnd erzählte er, dass sein Vater ein fleißiger Mann sei und 14 Söhne gezeugt habe, die alle im Ruhrgebiet wohnten. Bei ihm saßen wir lange, bekamen Kaffe und Cay und gingen dann zurück in unser Hotel.

Radlertreff mit den Iranern

Fahrt nach Horasan

Alte Steinbrücke aus dem 13. Jahrhundert

Voll beladener LKW

Einladung zum Cay in Horasan
06.06.2011 Horasan – Agri 100 km und 876 Hm
Wir hatten vereinbart, dass wir um 6:30 Uhr frühstücken wollten. Im Hotel war niemand da und so gingen wir in die Kneipe nebenan und frühstückten dort. Unsere Fahrräder wurden am Vortag in einem verschlossenen Raum abgestellt und da niemand da war, kamen wir auch nicht zu unseren Fahrrädern. Wieder gingen wir in die Kneipe nebenan und schilderten unser Problem worauf uns der Wirt zu verstehen gab, dass der Hotelier noch schlafe und nicht hier wohne. Wir baten ihn daher, für uns anzurufen, was er auch tat und er organisierte den Schlüssel, so dass wir schließlich um 7:15 Uhr los kamen. Die ersten Kilometer verliefen flach doch dann stand der nächste und mit 2210 m bislang höchste Pass an. Nach 32 km war die Passhöhe schließlich erreicht und die nächsten Kilometer ging es teilweise durch enge Schluchten hinab. Unterwegs gab es nur wenige Orte und auch die so beliebten Tankstellen machten sich rar. Die wenigen Menschen die hier wohnen leben überwiegend in armseligen Behausungen. Leider ließ die Qualität der Straße wieder sehr zu wünschen übrig und auf den letzten 20 km gesellte sich noch der Gegenwind dazu. Alles in Allem waren wir jedoch sehr froh, unser Ziel trocken und bei insgesamt guten Wetterbedingungen erreicht zu haben, denn als wir morgens los fuhren waren die Straßen noch vollen Wasserpfützen und wir mussten damit rechnen, dass es jederzeit zu regnen beginnen könnte. In Agri fanden wir ein gutes Hotel, gingen Einkaufen, da unsere Vorräte aufgebraucht waren und wir waren gerade zurück im Hotel, als sich ein heftiges Unwetter mit Hagelschlag entlud. Das Timing stimmte wieder perfekt.

Unterwegs zum Sac Dagi-Pass

Ärmliche Behausungen an der Strecke
07.06.2011 Agri – Dogubayazit 97 km und 569 Hm
Bei bedecktem Himmel starteten wir um 7:25 Uhr. Wir freuten uns eigentlich auf diese Strecke. Leider waren wieder einmal die äußeren Bedingungen nicht auf unserer Seite. Der Wind kam uns auf der gesamten Strecke entgegen, die Straßenverhältnisse waren über 65 km recht schlecht und die Aussicht wegen der meist tief hängenden Wolken schlecht. Zudem begann es immer wieder mal kurz zu regnen, hörte aber genauso schnell auch wieder auf. Wir waren jedoch immer auf der Flucht, da wir wegen der Unwetter der Vortage Angst hatten, in ein solches zu geraten. Tankstellen gab es auch nur am Beginn und am Ende der Strecke. Auch der Ararat, den wir schon früh im Blickfeld gehab hätten verhüllte sich. So erreichten wir nach 61 km zur Mittagszeit den Ipek-Pass 2025 m und um 14:15 Uhr hatten wir unser Tagesziel erreicht. Nach insgesamt 2129 km hatten wir also unser Ziel, die östlichste Stadt der Türkei zu erreichen, geschafft. Wir suchten uns ein Hotel, duschten und fuhren dann mit dem Bus die 6 km zum Ishak-Pasa-Palast. Die Festung thront über der ca. 200 m tiefer gelegenen Ebene auf einem kleinen Plateau und vermittelt ein Feeling wie aus Tausendundeine-Nacht. Architektonisch ist es ein Mix aus seldschukischen, osmanischen, georgischen, persischen und armenischen Stilelementen. Es ist eine der Hauptattraktionen der Osttürkei.

Weiterfahrt von Agri nach Dogubayazit


Ishak-Pasa-Palast
08.06.2011 Ruhetag in Dogubayazit
Dogubayazit ist nicht gerade das, was man eine attraktive Stadt nennt. Es ist mit Ausnahme einer Straße überall recht schmutzig und das Wetter passt dazu. So nahmen wir morgens den Bus und fuhren zur 35 km entfernten Grenze zum Iran. Schon mehrere Kilometer vor der Grenze stauten sich auf 3 Spuren die LKW und warteten auf ihre Abfertigung. Als wir von unserem Ausflug wieder zurück waren ging es nochmals hinauf zum Ishak-Pasa-Palast von wo aus wir eine kleine Bergwanderung unternahmen und anschließend die 7 km zu Fuß nach Dogubayazit zurück legten. Den Rest des Tages verbrachten wir damit, die nächsten Tage zu planen und für die nächsten 2 Tage zu packen, da es mit dem Bus nach Van am Vansee geht.

An der Türkisch - Iranischen Grenze

Kleine Bergtour
09.06.2011 Busreise nach Van am Vansee
Der Tag begann mit wolkenlosem Himmel und erstmals konnten wir den Blick zum 5137 m hohen Ararat, dem höchsten Berg der Türkei, genießen. Aber wir hatten uns für heute vorgenommen, einen Abstecher nach Van zu machen. Van ist eine Stadt in Südostanatolien und liegt auf ca. 1700 m Höhe. Die Stadt hat knapp 400000 Einwohner und liegt am Vansee, der 7 x so groß ist wie der Bodensee. Der Vansee entstand durch einen Ausbruch des Vulkans Nemrut Dagi 3050 m, der den natürlichen Abfluss blockierte. Von Dogubayazit legten wir die 185 km nach Van in 2 ½ Stunden mit dem Bus zurück. Die Fahrt führte über einen 2644 m hohen Pass und auf der anderen Passseite waren kilometerlange Lavafelder zu sehen. Als wir in Van ankamen erfuhren wir, dass der Bus am nächsten Morgen schon um 9 Uhr zurück nach Dogubayazit fährt. Schnell fanden wir ein Hotel und machten uns dann auf zur Burg von Van. Nach rund 8 km Marsch erreichten wir die sehr weitläufige Burganlage und es ist nicht schlecht, wenn man gewisse alpine Voraussetzungen wie Trittsicherheit mit bringt. Die Aussicht auf den Vansee, die Stadt Van und das Umland war grandios. So genossen wir den herrlichen Sonnentag und machten uns dann auf den Rückweg zum Hotel. Van zeigte sich als recht moderne Stadt.

Ararat 5137 m

Vansee mit Nemrut Dagi 3050 m

Burg von Van

Van

Nach Wochen der Enthaltsamkeit "Prost"
10.06.2011 Van – Dogubayazit mit Bus
Um 11:30 Uhr waren wir wieder zurück in Dogubayazit und verbrachten einen Großteil des Tages damit, die Weiterreise zu planen. Außerdem buchten wir übers Internet unseren Rückflug ab Trabzon, von wo wir am 20.06.11 nach Stuttgart fliegen werden.
Leider sind die Wetterprognosen für die nächsten Tage in der Region zwischen Dogubayazit und der Schwarzmeerküste sehr schlecht. Bis Dienstag kommender Woche werden schwere Regenfälle angekündigt und wir wissen noch nicht, wie wir weiter kommen, da selbst mit dem Bus ein Weiterkommen fragwürdig ist, da in dieser Region nur Minibusse verkehren und wir nicht wissen, ob diese auch unsere Fahrräder mit nehmen werden. Wir werden es sehen und irgendwie wird es schon gehen.

Kilometerlange Lavaströme
11.06.2011 Dogubayazit – Irgid – Kars 54 km und 294 m
Bei Sonnenschein ging es aus Dogubayazit hinaus und auf kaum befahrener Straße ging es am Fuße des Ararat entlang. Leider war dieser wieder in Wolken gehüllt aber landschaftlich war die Strecke bis Irgid auch ohne Gipfelsicht sehr schön. Auch der Pamuk-Pass 1660 m konnte uns nicht aufhalten und nach 3 Stunden waren die 53 km bis Irgid geschafft. Am Himmel waren wieder drohende Gewitterwolken aufgezogen. So sprachen wir an einer Kreuzung einen Taxifahrer an und fragten ihn nach dem Busbahnhof. Dieser antwortete auf Deutsch und er erzählte uns, dass er lange in Kempten wohnte. Der Busbahnhof lag gerade auf der gegenüberliegenden Straßenseite und wir gingen dort hin, um zu klären, ob einen Weiterfahrt mit dem Minibus und den Rädern möglich wäre. Dies wurde bejaht und wir mussten die Vorderräder ausbauen und den Lenker quer stellen. So wurde ein Rad in einem Gepäckraum und das andere im hinteren Teil des Busses im Gang unter gebracht. Dieses Rad ging zwar im Wege herum aber niemand beschwerte sich darüber. Der Bus war voll besetzt und die Leute transportierten alles Mögliche. Unter anderem waren auch junge Hühner in einem Karton mit Luftschlitzen mit uns im Bus. Die Busfahrt nach Kars dauerte 3 Stunden und so kamen wir dort um 14:30 Uhr an. Wir bauten unsere Räder zusammen und suchten uns ein Hotel, in dem wir für 2 Nächte buchten. Dann machten wir uns daran, die Burg von Kars mit prächtiger Aussicht zu besteigen. Nächstes Ziel war die alte 12 Apostelkirche, die 932 bis 937 erbaut wurde und die 1579 in eine Moschee umgewandelt wurde. Dann schauten wir uns noch die alte Steinbrücke sowie einen alten Hamam an, bevor es zurück zum Hotel ging. Während wir beim Abendessen saßen ging ein heftiger Schauer nieder und wir hatten alle Mühe, einigermaßen trocken zurück zum Hotel zu gelangen, da die Straßen regelrecht überflutet waren.

Abschied von der Araratregion

Hier wohnen die Schäfer mit ihren Familien

Mitreisende im Bus

Burg von Kars

Kars nach Regenschauer
12.06.2011 Kars
Mit dem Taxi fuhren wir heute zum 45 km entfernten Ani, das direkt an der Grenze zu Armenien liegt. Leider ist es derzeit nicht möglich, von der Türkei nach Armenien ein zu reisen, da alle Grenzen zwischen den beiden Staaten geschlossen sind. Ani war früher die prächtige Hauptstadt der Armenier und beherbergte bis zu 100000 Einwohner. Davon sind heute nur noch Ruinen übrig, die über eine Hochebene zerstreut sind. Leider war das Wetter recht schlecht und es regnete immer wieder. Auch als wir nach Kars (77000 Einwohner und 1789 m hoch gelegen) zurückehrten stand hier wieder überall das Wasser. Nach einem erneuten Blick auf die Wetterprognose für die nächsten Tage mussten wir leider feststellen, dass die Voraussagen für die nächsten 3 Tage sehr schlecht sind. Daher entschieden wir schweren Herzens, die Strecke bis Hopa am Schwarzen Meer mit dem Bus zu fahren. Die Fahrt über einige Pässe mit bis zu 2640 m Höhe erscheinen uns bei diesem Wetter und den hiesigen Straßenverhältnissen einfach zu riskant.

Ruinenstadt Ani

Armenische Kirche in Ani

Grenzfluss zwischen der Türkei und Armenien
13.06.2011 Kars - Hopa (335 km und 2700 Hm.) Eine Busfahrt mit Hindernissen
Um 9:30 Uhr startete unser Bus nach Hopa. Unsere Räder wurden ziemlich unsanft in einem Laderaum verstaut und laut Auskunft am Busbahnhof sollte die Fahrt 7 Stunden dauern. So ging es also los. Doch schon am ersten Pass mussten wir eine längere Zwangspause einlegen, da der Bus einfach keine Leistung mehr brachte. Die Fahrgäste stiegen aus und warteten geduldig, bis der Bus wieder lief und die Fahrt fortgesetzt werden konnte. Immer wieder begann es etwas zu regnen und wir waren froh, uns für diese Reiseart entschieden zu haben. In Göle wurde eine kurze Mittagspause eingelegt, bevor es wieder weiter ging. Doch wir kamen wieder nicht weit, da der Bus ein weiteres Mal streikte. Wieder warteten alle geduldig und ohne Murren, bis die Fahrt wieder weiter ging. Die Landschaft wechselte immer wieder und schließlich ging es durch eine über 100 km lange Schlucht, die außerordentlich eindrucksvoll war. Neben dem reißenden Fluss schlängelte sich die Straße, die streckenweise eine Schotterpiste war, durch die Schlucht, die von riesigen Felswänden eingerahmt war. Überall wurde die Straße von lockerem Gestein und Geröll bedroht. Und dann war es soweit, Geröll hatte die Straße verschüttet und wir mussten längere Zeit warten, bis sie wieder frei gegeben wurde. Mehrere Stunden dauerte die Fahrt durch die grandiose aber auch Angst einflößende Schlucht und wir waren froh, als wir diesen Abschnitt hinter uns hatten. Inzwischen ist man dabei, eine neue, sehr aufwändige Straße zu bauen, die sehr der Brennerautobahn ähnelt. Dann ging es auf besserer Straße weiter nach Artvin und schließlich nach Hopa. Auf diesem Abschnitt wird viel Tee angebaut und überall sahen wir Arbeiter bei der Ernte. So erreichten wir schließlich nach 9 Stunden Busfahrt Hopa. Nach der Ankunft in Hopa brachten wir zunächst unsere ramponierten Räder in Ordnung und suchten uns dann ein nettes Hotel, in dem wir 3 Nächte bleiben werden.


Busfahrt nach Hopa
14.06.2011 Hopa
Wir hatten vor, ohne Gepäck mit unseren Rädern Richtung Artvin zu fahren, um den Teepflückern zusehen zu können. Wir kamen nur knapp 3 km weit, als es heftig zu regnen begann und fanden Unterschlupf in einer kleinen Kneipe am Straßenrand. Bei einem Cay wollten wir das Ende des Regens abwarten aber es goss weiter und so tranken wir einen weiteren Tee, aßen zu Mittag und es folgte noch ein Tee. Nach gut 2-stündiger Wartezeit schien der Regen etwas nach zu lassen und wir beschlossen, zum Hotel zurück zu fahren. Kaum waren wir auf der Straße, als sich die Schleusen des Himmels erneut öffneten und klatschnass kamen wir zum Hotel zurück. Der Regen hörte nicht mehr auf und wir konnten zusehen, wie der nahe Fluss anschwoll und die Einheimischen Planen kauften, um die undichten Stellen an ihren Häusern zu schließen.

Hopa am Schwarzen Meer

Land unter
15.06.2011 Hopa – Batumi – Hopa 85 km und 121 Hm
Den heutigen Tag nutzten wir zu einem Abstecher nach Georgien. Von Hopa aus waren es nur 19 km bis zum Grenzübergang. Die Abfertigung auf der türkischen Seite verlief problemlos. Wir erhielten unseren Ausreisestempel und weiter ging es zur georgischen Grenze. Wir waren überrascht über das riesige und moderne Gebäude und erhielten ohne die geringsten Probleme innerhalb kürzester Zeit unseren Einreisestempel und der Grenzbeamte hieß uns auf Deutsch „Herzlich Willkommen“. Von der Grenze aus waren es noch 17 km bis Batumi, der größten Hafenstadt Georgiens und drittgrößten Stadt des Landes. Batumi überraschte uns zunächst mit einer kilometerlangen Uferpromenade. Der Strand bestand aus groben Kieselsteinen, die Promenade war eingesäumt von Palmen und vielen schönen Grünanlagen und gepflegten Parks. Was auch sehr angenehm auffiel war die Sauberkeit, die wir vorfanden. Wir gingen die gesamte Uferpromenade entlang bis zum Hafen und danach bogen wir in die Innenstadt ab, die uns ebenso überraschte. Viele großartig restaurierte oder in ursprünglichem Baustil neu erbaute Gebäude waren zu sehen und auch Neubauten mit außergewöhnlicher Architektur prägten das bunte Stadtbild. Die Plattenbauten aus der Sowjetzeit in den Vororten waren zumindest farbig gestrichen und vermittelten deshalb keinen so tristen Eindruck. Wir hielten uns mehrere Stunden in Batumi auf, wurden auch noch Zeugen einer Kindstaufe in einer griechisch-orthodoxen Kirche, bevor wir uns wieder auf den Rückweg nach Hopa machten. Der Grenzübergang verlief wiederum unproblematisch und wir waren uns einig darüber, dass sich dieser kurze Abstecher gelohnt hatte. Zum Glück war es heute auch trocken und vielfach schien die Sonne. Nur in den nahen Bergen hingen nach wie vor dunkle Regenwolken. Hier an der Küste herrscht ein subtropisches Klima, das uns leicht zum Schwitzen bringt und sich vom trockenen Klima der vergangenen Wochen in den Bergen sehr unterscheidet.

Strandpromenade von Batumi

Batumi
Schwarzmeerküste zwischen Hopa und Batumi
16.06.2011 Hopa – Rize 92 km und 96 Hm.
Auf der einen Seite das Schwarze Meer, auf der anderen steile Hänge, auf denen überall Tee angebaut wird, so verlief die heutige Etappe auf 4-spuriger Straße. Bei sonnigem Wetter und ohne Wind, dafür flacher und guter Straße, starteten wir kurz nach 8 Uhr in Hopa und waren bereits um 13 Uhr an unserem Hotel in Rize. Rize ist eine moderne Stadt mit 100000 Einwohnern und umgeben von einem riesigen Teeanbaugebiet. Wir besuchten noch den Botanischen Garten sowie den Teegarten und statteten auch dem Teemuseum einen Besuch ab. Bei Temperaturen von knapp 30°C und feucht warmem Klima kamen wir heute kräftig ins Schwitzen.


Teeanbau

Rize
17.06.2011 Rize – Trabzon 79 km und 234 Hm
Heute stand die letzte Etappe mit dem Rad an. Um 8 Uhr starteten wir bei sonnigem und warmem Wetter. Wieder ging es auf der 4 bis 6-spurigen Straße an der Küste entlang. Auf den ersten 35 km waren die Berghänge wieder mit Tee bepflanzt aber vom einen auf den anderen Meter hörte dies auf. Die Hänge waren zwar weiterhin grün aber Tee war nicht mehr zu sehen. Dafür stehen hier überall Mandelbäume uns Haselnußsträucher. Der schmale Küstenstreifen und das Schwarze Meer wurden von der Sonne beschienen, während die Berge, die daran anschließen, von dunklen Regenwolken verhüllt wurden. So hatten wir wenigstens das Glück, trocken in Trabzon an zu kommen. Schnell fanden wir ein Hotel, in dem wir für 3 Nächte buchten, da wir von hier aus am Montag den 20.06. einen Flug zurück nach Stuttgart gebucht haben. Trabzon selbst hat trotz seiner 400000 Einwohner nicht allzu viel zu bieten. Aber in der Umgebung gibt es noch einiges Sehenswertes, so dass wir die verbleibende Zeit noch sinnvoll nutzen können.

Teefabrik

Teetransporter
18.06.2011 Trabzon – Kloster Sümela (mit Bus)
Heute machten wir einen Ausflug zum Kloster Sümela. Mit dem Bus fuhren wir bei bedecktem Himmel um 10 Uhr los und erreichten den Ausgangspunkt 46 km südlich von Trabzon nach einer Stunde. Das Kloster befindet sich hoch an einer Felswand. Zu Fuß legten wir dann die restliche Strecke bis zum Kloster, das in byzantinischer Zeit gegründet und 1923 aufgegeben wurde, zurück. Leider spielte das Wetter nicht wie gewünscht mit und es regnete fast während der gesamten Aufenthaltsdauer. So ging es nach 3 Stunden wieder zurück nach Trabzon, wo es am Nachmittag leider auch immer wieder regnete.


Kloster Sümela
19.06.2011 Trabzon
Heute besichtigten wir noch einige Sehenswürdigkeiten der Stadt. Unter anderem die Hagia Sophia, ursprünglich eine Kirche aus der spätbyzantinischen Epoche, mit gut erhaltenen Wandmalereien. Außerdem sahen wir, dass ein großer, neuer Park zwischen alten Stadtmauern entsteht, der sehr schön gestaltet wird. Zuletzt besuchten wir noch einen hoch über der Stadt gelegenen Teegarten, von dem aus man eine prächtige Aussicht auf das Schwarze Meer und Trabzon hatte.

In der Hagia Sophia von Trabzon

Neuer Park in Trabzon
20.06.2011 Rückreise in die Heimat
Heute besuchten wir noch die hoch über Trabzon gelegene Villa Atatürks. Hier konnte man die Räumlichkeiten der Villa besichtigen, in denen Atatürk wohnte und auch Gäste empfing. Eigebettet ist die Villa in einen schönen, kleinen Park, der herrliche Ausblicke hinunter auf Trabzon und das Schwarze Meer bot. Mit dem Bus ging es dann zurück in die Stadt und noch einmal genossen wir das Treiben im Bazar. Dann ließen wir die noch verbleibende Zeit bei einem Cay in einem Teegarten ausklingen, bevor wir unsere Räder ein letztes Mal packten und zum Flughafen radelten. Hier lief alles reibungslos ab und pünktlich um 19:35 Uhr hob Maschine ab und landete nach 4-stündigem Flug in Stuttgart, wo wir von Christian, Silke und Timo empfangen und nach Hause gebracht wurden.

Atatürk Villa in Trabzon

Wir und die Räder sind zum Rückflug bereit
Iran, Armenien und Georgien

20.04.12 Flug von Stuttgart nach Doha (Qatar)
Um 7:15 Uhr trafen wir am Stuttgarter Flughafen ein und schon nach kurzer Zeit waren alle Formalitäten erledigt. Unsere Räder wurden kostenlos mitgenommen und so erfolgte 9:40 Uhr der Start nach Zürich und von dort ging es nach einstündigem Aufenthalt in weiteren 5 ½ Stunden nach Doha. Der Flug verlief ruhig und der Service an Bord war hervorragend. Leider war es schon dunkel, als wir dort ankamen und so gab es nichts zu sehen Nach weiteren 7 ½ Stunden Aufenthalt im recht lebhaften Transitraum ging es weiter zu unserem Ziel Shiraz.

Flughafen Qatar

Flughafen Qatar Nachts gegen 24:00 Uhr
21.04.12 Shiraz 12,2 km
Um 4:30 Uhr landeten wir in Shiraz und völlig problemlos konnten wir ohne weitere Formalitäten im Iran einreisen. Kurze Zeit später konnten wir unser Gepäck sowie unsere Räder in Empfang nehmen. Leider gab es an den Rädern einige Schäden, die wir zu Großteil selbst beheben konnten. Wir werden uns hier noch nach einem Fahrradladen umsehen, der die Schaltung an Norberts Rad wieder in Ordnung bringt. Natürlich waren auch am Flughafen sofort wieder Helfer da, die uns das Montieren an den Rädern abnehmen wollten, aber es fehlte ihnen jegliches fachliche Verständnis hierfür. Schließlich waren wir die einzigen Fremden, die sich noch im Gepäckausgaberaum befanden und der Zollabfertigungsbeamte drängte darauf, dass wir zu ihm kamen. Das Gepäck wurde durchleuchtet und der Beamte wollte wohl Schluss machen, denn ohne weitere Beanstandung oder Nachfrage war auch diese vermeintliche Hürde genommen und wir konnten unsere Reise beginnen.
Es war 10 Minuten nach 6 Uhr Ortszeit (die Zeitverschiebung beträgt 2 ½ Stunden), als es so hell war, dass wir das Flughafengelände verlassen konnten und noch bei kühlen Temperaturen Richtung Shiraz (2 Mio. Einwohner) fuhren. Vor der Melli Bank sahen wir viele Leute stehen und wir warteten mit diesen, bis die Bank öffnete, um Euros in Rial umzutauschen. Dies wurde abgelehnt und wir wurden auf Geldwechsler verwiesen. Auch ein weiterer Versuch in einer Bank schlug fehl. So suchten wir uns zunächst ein Hotel und wurden auch schnell fündig. Dort konnten wir später auch Geld umtauschen. Nachdem wir uns frisch gemacht hatten, ging es in die Stadt, um die zahlreichen Moscheen, Gärten und den Bazar zu besichtigen. Schon nach kurzer Zeit wurden wir von Reza, einem Iraner, auf Deutsch angesprochen, und er bot sich an, uns die wichtigsten und schönsten Sehenswürdigkeiten zu zeigen. So verbrachten wir den Vormittag und den frühen Nachmittag gemeinsam mit ihm und erfuhren so viel Wissenswertes und interessantes über Land und Leute. Inzwischen war es sehr warm (ca. 25°) und so kehrten wir gegen 15 Uhr zum Hotel zurück. Wir legten uns für eine Stunde hin, denn wir waren ja schon mehr als 36 Stunden ohne Schlaf unterwegs. Danach ging es bei angenehmen Temperaturen nochmals in die Stadt wo reges Treiben herrschte. So endete unser erster Tag im Iran mit vielen neuen Eindrücken und es ist gut, dass wir morgen noch einen weiteren Tag zur Eingewöhnung hier in Shiraz verbringen können.

Saraye Moschee, Shiraz

Nasir al-Molk Moschee

Koran Tor

Gartenanlage Shiraz

Iranisches Outfit
23.04.12 Shiraz – Persepolis 62 km 433 Hm
Bei wolkenlosem Himmel und angenehmer Temperatur starteten wir kurz vor 8 Uhr. Wir fanden gut aus Shiraz hinaus und auf den ersten 25 Kilometern ging es überwiegend bergauf. Die Autobahn ist die einzige Verkehrsverbindung nach Persepolis. Der Verkehr war recht heftig aber dank des Seitenstreifens konnten wir meist unbedrängt fahren.
So erreichten wir um 12 Uhr ein Motel, das in einer grünen Parkanlage gelegen ist. Dort wurde uns ein Ferienhäuschen zugewiesen, in dem wir uns nieder ließen. Wir machten nur eine kurze Rast und fuhren dann noch die 2 km nach Persepolis, wo wir uns einige Stunden aufhielten. Persepolis (Stadt der Perser) wurde 518 vor Christus von König Darius I. gegründet. 190 Jahre später wurde es von Alexander dem Großen zerstört. Noch heute können hier alte Reste von Mauern und Säulen sowie viele recht gut erhaltene Reliefs besichtigt werden.

Persepolis

Persepolis
24.04.12 Persepolis – Dehbid 131 km 1032 Hm
Von Persepolis ging es zunächst noch 7 km auf der Autobahn weiter, bevor wir auf eine Landstraße abbiegen konnten. Dort begegneten und viele Ziegen- und Schafherden. Bauarbeiter und Schafhirten sprachen uns ebenso an wie Auto und Mopedfahrer. Blieben wir irgendwo stehen, so scharten sich immer gleich alle umstehenden um uns. Alle wollen wissen, woher wir kommen, wie es uns im Iran gefällt, ob sie uns helfen können, wie wir heißen, ob wir verheiratet sind und ob wir Kinder hätten.
Die Landschaft war zunächst sehr abwechslungsreich und die Täler waren grün und saftig. Je höher wir kamen, umso karger wurde das Land nach knapp 60 km mündete unsere Landstraße wieder in der Autobahn und wir gewannen kontinuierlich an Höhe, bis wir unseren ersten Pass mit 2281 m erreichten. Wir verloren wieder gut 200 Höhenmeter, bevor es wieder aufwärts ging. Bis dahin hatten wir häufig günstigen Wind und wir kamen gut vorwärts. Die Temperatur lag bei 31°C als urplötzlich auf den letzten 17 km der Wind drehte und uns schier vom Rad blies. Kritisch wurde es immer, wenn ein LKW an uns vorbei fuhr, denn im Windschatten wurde man magisch angezogen. Da es auch noch stetig bergauf ging kamen wir kaum mehr vorwärts und benötigten für diese letzte Strecke mehr als 2 Stunden. Die Temperatur war in wenigen Minuten auf 13 °C abgesunken und zu allem Überdruss begann es auch noch zu regnen. An einem Polizeiposten bei der Abfahrt nach Dehbid (2320 m hoch) wurden wir angehalten. Sie wollten nur wissen, woher wir sind und wir nutzten die Gelegenheit, sie nach einem Hotel zu fragen. Nach langem Hin und Her setzte sich einer der Polizisten in sein Auto und brachte uns zu einem 4 Kilometer entfernten Hotel in Dehbid. Wir hätten dieses einzige Hotel wohl nie gefunden, da es für uns als Hotel nicht erkennbar war.
Gleich bei der Ankunft bot sich ein Einheimischer an, uns um 20 Uhr abzuholen und uns den Ort zu zeigen. Wir stimmten zu und so holte er uns ab und fuhr uns zu einem einsamen Haus weit außerhalb der Stadt, wo uns Tee serviert wurde und ein anderer Mann auf einem Instrument Lieder spielte. Dann ging es wieder zurück in die Stadt, wo wir uns noch ein Sandwich zulegten und dann ins Hotel zurückkehrten.

Ziegenherde

Unterhaltung mit Bauarbeitern
25.04.12 Dehbid - Abarkuh 109 km 315 Hm
Von Dehbid aus ging es gleich wieder mit Gegenwind bergauf, bis wir nach 17 Kilometern die Passhöhe auf 2565 m erreichten. Mit Erreichen der Passhöhe drehte der Wind und in flotter Fahrt ging es hinunter nach Surmaq, wo wir nach 60 Kilometern die Autobahn wieder verlassen konnten und auf guter Fahrbahn Richtung Abarkuh weiter fuhren. In einem kleinen Ort wurden wir von einem Mann aus dem fahrenden Auto angesprochen. Er lud uns in sein Haus ein und wir sollten seine Gäste sein. Wir lehnten das Angebot zunächst 2 Mal ab, konnten seinem dritten Versuch aber nicht widerstehen und fuhren ihm bis zu seinem Haus, das etwas abseits der Hauptstraße lag, nach. Dort wurden wir von den übrigen Familienangehörigen zunächst herzlich begrüßt. Danach wurde uns das Haus gezeigt, bevor es in den riesigen Garten mit vielen verschiedenen Obstbäumen ging. Zum Anwesen gehörte eine Hühnerfarm und die Familie war recht wohlhabend. Nachdem wir ins Haus zurückgekehrt waren wurden wir mit Trinken versorgt und 2 Männer waren damit beschäftigt, Grillspieße her zu richten. Die Leute waren so entspannt und freundlich und wollten viel über uns und Deutschland wissen und wie es uns im Iran gefällt. Es wurden jede Menge Fotos gemacht und die Frauen waren genau so locker wie die Männer. Zwischenzeitlich waren mindestens 20 Familienmitglieder anwesend und das Essen wurde serviert. Bis auf 2 ältere Personen saßen alle auf den Teppichen auf dem Boden. Ein Plastiktuch wurde über den Teppich gelegt und dann wurde serviert. Es gab Unmengen an gegrilltem Fleisch mit Reis und Soßen sowie Salaten. Wir wurden regelrecht gemästet und erst nach 3 Stunden konnten wir uns wieder reisefertig machen. Sie bedauerten sehr, dass wir ihre Einladung zum Übernachten nicht annahmen, aber wir wollten weiter nach Abarkuh, da uns am nächsten Tag eine lange Etappe bevor stand. Unterkunft fanden wir in einem Hotel in Abarkuh, das sich gerade im Umbau befand. Wir wollten am nächsten Morgen früh starten und nach einigem Verhandeln erklärte sich der Mann an der Rezeption bereit, das Frühstück wenigstens 7:30 zu richten.

Pass 2565 m

Essen mit der Großfamilie
26.04.12 Abarkuh - Yazd 74,77 km 396 Hm
Wir standen mit fertig gepackten Rädern kurz vor halb acht vor dem Frühstücksraum. Außer uns war niemand zu sehen. Kurz vor acht bemerkten wir in einem Raum, unter einem Knäuel von Decken, jemanden liegen. Wir klopften und es erhob sich unser Rezeptionist, der verschlafen hatte. Er telefonierte noch kurz um uns dann zu erklären, dass es doch kein Frühstück gäbe. So fuhren wir also ohne Frühstück, mit 2 Keksen, die wir noch hatten und einem Schluck Wasser im Magen, los. Direkt nach dem Ortsausgang - Abarkuh liegt auf 1500 m Höhe und ist eine Oase - ging es in die Wüste. Die Straße war gut aber fast die ganze Strecke bis zum nächsten Ort verlief pfeilgerade durch die Sand- und Steinwüste. Endlose Weite breitete sich um uns aus und das Thermometer stieg auf 31°C an. Die letzten Kilometer zum ersten und einzigen Ort nach 60 Kilometern ging es auf 1900 Meter hinauf und die Steigung samt Gegenwind machte uns sehr zu schaffen. Der Ort war trostlos aber zumindest gab es etwas zu trinken. Sofort scharten sich wieder einige Männer um uns mit den üblichen Fragen. Mit unserem „Ohne Wörter“ Wörterbuch versuchten wir zu erfahren, ob wir evtl. mit dem Bus nach Yazd weiter fahren könnten. Wir erfuhren, dass zwar ein Bus fahre, dieser aber unser Gepäck samt Fahrrädern nicht mitnehmen werde. So fuhren wir mit den Rädern zum Ortsausgang und stellten uns an die Straße, um von einem Pickup oder LKW mitgenommen zu werden. Wieder gesellten sich einige Männer zu uns und gleich der erste Truck, der mit 2 schweren Marmorblöcken beladen war, wurde angehalten. Es klappte, und der Fahrer nahm uns mit bis nach Yazd. So fuhren wir 75 Kilometer über das beeindruckend schöne Shirkuh- Gebirge mit tollen Felsformationen und dem 4075 m hohen Shir Kuh.
Gegen 15:30 Uhr erreichten wir den Ortsanfang von Yazd, wo er uns aussteigen ließ. Mit den Rädern ging es nun ins Zentrum, wo wir Unterkunft im Hotel Oasis, einem traditionellen Lehmhaus fanden. Den Rest des Tages verbrachten wir mit Besichtigung der Altstadt. Yazd liegt auf 1200 m Höhe und ist mit 430000 Einwohnern Provinzhauptstadt und gilt als die interessanteste Wüsten-Großstadt

Endlose Gerade durch die Wüste
Unsere Räder werden beladen
27.04.12 Yazd
Heute war Ruhetag in Yazd. Wir nutzten den Tag, um noch verschiedene Sehenswürdigkeiten anzuschauen. Außerdem konnten wir unsere ersten E-Mails versenden. Am Morgen machten wir uns auf, verschiedene Sehenswürdigkeiten zu besuchen. Das sehr interessante Wassermuseum war sehr lehrreich. Von den Bergen wird über Qanate Wasser unterirdisch in Zisternen in die Oasen geleitet und die Windtürme halten das Wasser kühl. Wasser hat hier eine große Bedeutung. Unterwegs kauften wir Brot und Gebäck, durften aber nichts dafür bezahlen. Es wurde uns alles geschenkt. Auch heute hatten wir wieder verschiedene nette Begegnungen mit Iranern, die sich sehr darüber freuen, dass wir ihr Land besuchen. Heute ist Freitag was gleich bedeutend mit dem Sonntag bei uns ist. Die meisten Geschäfte sind geschlossen und nur die Bäckereien und Lebensmittelläden haben geöffnet. Auch in den Straßen und Gassen ist nur wenig Betrieb.

Windtürme in Yazd

Minarette der Jame Moschee


Im historischen Viertel von Yazd
28.04.12 Yazd – Aradakan 68 km 41 Hm
Da es in unserem Hotel kein Frühstück gab starteten wir schon um 7:20 Uhr und erst nach etwas mehr als 20 Kilometern kauften wir uns etwas zum Frühstück. Die heutige Strecke ging fast ausschließlich leicht bergab aber ein störender Gegenwind erschwerte das Vorwärtskommen. Die Autobahn war von LKW`s stark frequentiert und auf dem Seitenstreifen, auf dem wir fuhren, war der Belag sehr schlecht. Gegen 11 Uhr erreichten wir Meybod, eine Kleinstadt mit etlichen Sehenswürdigkeiten. Da wir von hier aus nur noch 13 Kilometer bis zu unserm Etappenort Ardakan (1036 m) hatten, blieb uns ausreichend Zeit, verschiedene traditionelle Lehmziegelbauwerke zu besichtigen. Darunter eine alte Festungsanlage, sowie verschiedene Karawansereien. Am Ortsausgang wurden wir, wie immer wenn wir irgendwo stehen blieben, von Leuten angesprochen, die die üblichen Fragen nach woher und wohin stellten. Als wir sagten, dass wir in Ardakan ein Hotel suchten fuhr uns mehrere Kilometer einer mit dem PKW voraus und zeigte uns an einer Kreuzung die Richtung an, in der wir abbiegen mussten. Kurze Zeit später brachten uns zwei Mopedfahrer weiter bis zum Hotel, das wir um 13:30 Uhr erreichten. Endlich wieder ein Hotel mit weichen Matratzen, denn in den letzten Tagen waren unsere Betten immer bretthart.

Festung Narin Qaleh in Meybod
Unser Lieblingsbrot ganz ofenfrisch
Oase in der Wüste
29.04.12 Ardakan – Nain 125 km 604 Hm
Nach dem Ortsausgang von Ardakan ging es bis Nain, das wieder auf 1562 m Höhe liegt, durch die Geröll- und Salzwüste Dasht-e Kavir. Begünstigt durch etwas Rückenwind kamen wir auf der teilweise recht schlechten Straße trotzdem gut voran. Die ersten 60 km waren flach, danach ging es in leichter Steigung weiter. Die letzten 25 Kilometer drehte der Wind wieder und blies uns als Gegenwind ins Gesicht. Auch der permanente LKW Verkehr und der meist fehlende oder sehr schlechte Standstreifen erforderte hohe Konzentration. So gelangten wir gegen 14:30 Uhr zu unserem Hotel in Nain, das außerhalb der Stadt lag.

In der Geröll und Salzwüste

Einsame Karawanserei in der Wüste
30.04.12 Nain – Esfahan 145 km 857 Hm
Auch die heutigen 145 km ging es weiter durch die Dasht-e Kavir Wüste. Es begann mit einem 33 Kilometer langen Anstieg zum 2426 m hohen Pass. Auch hier hatten wir wieder mit Gegenwind zu kämpfen. Schließlich war es jedoch geschafft und auf der anderen Seite ging es nun bei nachlassendem Wind auf die Ausgangshöhe hinunter. Unterwegs wurden wir erstmals von der Polizei kontrolliert. Gleich 4 Polizisten, 2 davon mit Schnellfeuerwaffen, schauten unsere Pässe an und wunderten sich über die vielen verschiedenen Stempel und Visa der vergangenen Jahre. Zum Schluss fragten sie uns, aus welchem Land wir kämen. Dies zeigt, dass sie mit unserem Pass, außer mit dem Iranvisum, nichts anfangen konnten, da sie die Schrift und evtl. auch die Zahlen nicht lesen konnten. So konnten wir unsere Fahrt schon nach kurzer Zeit wieder fort setzen und gelangten nach einem langen Tourentag gegen 17 Uhr nach Esfahan (2,5 Mio. Einwohner und auf 1560 m Höhe gelegen). Der Verkehr war für uns wieder absolut chaotisch. Trotz allem fanden wir gut in den Innenstadtbereich und schnell war ein schönes und zentral gelegenes Hotel erreicht. Das Wetter war heute nur anfangs sonnig, später war es so diesig, dass die Sichtweite nur wenige Kilometer betrug. Trotzdem lag der Tageshöchstwert noch bei 27°C. Gegen Abend machten wir uns auf, den weltweit größten und schönsten Platz, den Imam Platz zu besuchen. Er ist großartig und wir konnten den Abend mit einem Bummel um den Platz ausklingen lassen.

Ankunft auf der Passhöhe 2426 m im Dunst
Mittagspause mit frischem Brot
01.05.12 Ruhetag in Esfahan
Wir ließen den Tag ruhig angehen. Nach einem sehr guten er Frühstück besichtigten wir heute das Zentrum und den südlichen Teil der Stadt mit den herrlichen Brücken über den Fluss Zayanderud. Kilometerlange, wunderschöne Parkanlagen ziehen sich auf beiden Seiten des Flussufers entlang. Im Süden der Stadt stehen auf engstem Raum zahlreiche Mausoleen und Friedhöfe. Auch in der Innenstadt gibt es zahlreiche Parkanlagen mit sattem Grün und alten Baumbeständen. Dazwischen befinden sich zahlreiche Moscheen und alte Paläste.
Auch heute wurden wir immer wieder von Einheimischen angesprochen, die sich sehr darüber freuen, dass wir ihr Land besuchen und uns herzlich willkommen heißen. Bedingt durch die derzeit angespannte Lage sind zur Zeit nur wenige Touristen im Lande. Wir fühlen uns jedoch sehr wohl und sicher.

Imam-Platz in Esfahan

Zayande Fluss mit Pol-e Khaju Brücke

Lotfullah Moschee am Imam Platz
02.0 5.12 Ruhetag in Esfahan
Esfahan bietet so viel an Sehenswertem, so dass wir noch einen weiteren Tag hier verbrachten. Wir besuchten noch einige weitere Moscheen und hielten uns lange Zeit im Bazar auf. Hier gibt es alles, was man brauchen oder auch nicht brauchen kann. Es geht sehr eng zu und zwischen dem Menschengetümmel sind auch noch ständig Mopedfahrer unterwegs. Als Lastenschlepper werden vielfach Leute aus Afghanistan beschäftigt.
Noch etwas zur Kleidung: Die Männer sind überwiegend westlich gekleidet. Die Frauen sind entweder im traditionellen Chador unterwegs oder aber sie tragen Kleidung, die den ganzen Körper bedeckt. Das heißt, lange Kleider oder lange Hosen sowie langärmlige Oberbekleidung sowie ein Kopftuch. Jüngere Frauen sieht man, vor allem in den Großstädten, in Figur betonten Oberteilen. Für Frieda bedeutet dies, dass sie beim Radfahren unter dem Helm ein Kopftuch trägt, sowie eine lange Hose und ein Oberteil, das die Arme bedeckt. Ich selbst trage natürlich ebenfalls immer eine lange Hose, da kurze Hosen auch bei Männern verpöhnt sind. Allerdings können Männer kurzärmlige Hemden bzw. T-Shirts tragen.

Esfahan Imam-Platz

Musterwerkstatt eines Handwerkers?
03.05.12 Esfahan – Meymeh 110 km 498 Hm
Nach den 2 Besichtigungstagen in Esfahan ging es heute wieder in die Wüste. Zunächst jedoch mussten wir im Verkehrschaos von Esfahan die richtige Straße aus der Stadt hinaus finden. Dies gelang schließlich wie fast immer am besten auf der Autobahn. Als wir an den Industriegebieten am Stadtrand vorbei waren, tauchten Straßenschilder auf, die ein benutzen der Autobahn für Traktoren, Motorräder, Fußgänger und Radfahrer untersagte. Brav verließen wir die Autobahn und fuhren einige Kilometer übers Land. In der nächsten Kleinstadt erkundigten wir uns nach dem Weiterweg und wurden prompt wieder auf die Autobahn geschickt. Diesmal ließen wir uns von der Beschilderung nicht mehr abhalten und nutzten den breiten Seitenstreifen und kamen gut voran. Niemand hielt uns auf und nach der halben Wegstrecke endete die Autobahn und wurde als Schnellstraße weitergeführt, auf der wir nun auch offiziell wieder fahren durften. Schon bei der Abfahrt in Esfahan war der Himmel wolkenverhangen und nach 55 km begann es leicht zu regnen. Bald entdeckten wir neben der Straße einen Laden mit einem überdachten Sitzplatz. Wir fuhren hin, kauften uns etwas süßes Gebäck und etwas zu Trinken. Als wir zahlen wollten nahm der Besitzer unser Geld nicht an. Wir versuchten noch zweimal zu bezahlen aber ohne Erfolg. So bedanken wir uns und fuhren, nachdem der Regen wieder aufgehört hatte, weiter. Mit Windunterstützung kamen wir gut voran und erreichten gegen 15 Uhr unser Tagesziel Meymeh, das auf 2026 m Höhe liegt. Die Hotelsuche gelang wieder nur mit Hilfe von Einheimischen, denn auch hier hätten wir das Hotel ohne ihre Hilfe nicht gefunden, da alles nur auf Farsi angeschrieben ist.
Noch eine Anmerkung zu Geschenken oder Einladungen. Man sollte diese mindestens 2 Mal ablehnen, um zu prüfen, ob sie ernst gemeint sind. Die Gastfreundschaft der Iraner ist sehr groß und manch einer wäre überfordert, wenn man sein Geschenk oder die Einladung sofort annehmen würde.
Zum Abendessen gingen wir in einen Imbiss. Niemand konnte Englisch und die Inhaber waren ganz aufgeregt, weil sie nicht wussten, was wir wollten. Mit Zeichensprache und Bildern konnten wir uns schließlich verständigen und es gab zuerst eine Suppe und dann einen Fleischspieß mit Beilagen und dazu für jeden einen Teller Reis. Zu Trinken bekamen wir je eine Fanta und das ganze zum Preis von umgerechnet 6 €. Geschmeckt hat es uns ganz ausgezeichnet.

Was kümmert uns das große Schild

Fahrt durch die Wüste

Unser Hotel in Meymeh - Alles nur in Farsi

Abendessen im Imbiss
04.05.12 Meymeh – Delijan 86 km 206 Hm
Ohne Frühstück ging wieder auf die Straße. Zunächst ging es mit geringer Steigung und etwas Gegenwind bis zur Passhöhe auf 2199 m, die 20 Kilometer entfernt war. Mit dem gleichen geringen Gefälle ging es auf der anderen Seite wieder bergab. Nach 25 km war eine Raststätte angekündigt, die wir anfuhren. Das einzige was hier jedoch geöffnet hatte war ein Polizeiposten und eine Station des Roten Halbmondes (Rotes Kreuz). Frieda fragte einen Polizisten nach der Möglichkeit eines Frühstücks und wurde an den Roten Halbmond verwiesen. Von dort kamen uns auch schon einige Sanitäter entgegen und luden uns in ihre Station ein. Es begann das übliche Frage- und Antwortspiel und wir bekamen Tee sowie Brot, Butter, Marmelade und Käse serviert. Auf die Frage nach unserem Heimatort geben wir meist „Nähe München“ an. München kennen alle, auch wegen des FC Bayern München. Immer wieder werden wir auf das Finale zwischen Chelsea und Bayern angesprochen. So wurde hier in einem Nebenraum mit Tischfußball das Finale schon vorweg gespielt. Ich spielte zusammen mit einem Bayern Fan gegen zwei Chelsea Fans und das Spiel endete 10:9 für Bayern. Wenn das kein gutes Omen ist. Nach einer knappen Stunde verabschiedeten wir uns wieder und bedankten uns mit einer Spende bei unseren Gastgebern. Die Weiterfahrt war sehr abwechslungsreich, da das Gestein der neben der Straße befindlichen Berge in allen möglichen Farben leuchtete. Außerdem kamen wir flott voran, da es immer leicht bergab ging und so konnten wir uns schon um 13:30 Uhr im Hotel einquartieren.
Den Mittag verbrachten wir damit, das Städtchen zu erkunden, das aber nicht viel zu bieten hatte. Außerdem war Freitag und die meisten Läden außer den Lebensmittelgeschäften waren geschlossen. So landeten wir noch in einem Eiscafe, wo wir noch ein paar Kugeln Eis aßen und als Zugabe noch frisch gepressten Karottensaft geschenkt bekamen.
Was uns seit gestern auffällt sind die vielen Menschen mit mongolischem Einschlag, die hier leben. Ob es Nachkommen der Mongolen sind, die vor 1600 das Land teilweise zerstörten, wissen wir nicht.

Sanitäter des Roten Halbmondes

Bayern gegen Chelsea

Frühstück bei den Sanis

Bunte Felsenlandschaft in der Wüste
05.05.12 Delijan – Qom 89 km 215 Hm
Bei gutem und warmem Wetter (21°C um 8:30 Uhr) starteten wir heute zur nächsten Etappe durch die Dasht-e Kavir. Auf den ersten 40 Kilometern hatten wir Gegenwind, so dass wir, trotz des leichten Gefälles, ganz schön in die Pedale treten mussten. Hier konnten wir von der Schnellstraße abbiegen und über eine Landstraße ging es Richtung Qom weiter. Die Strecke führte durch einen Gebirgszug und war zunächst zwar hügelig und der Straßenbelag war nicht besonders gut aber dafür war es landschaftlich sehr eindrucksvoll. Immer wieder tauchten kleine Oasen auf, die mit ihrem satten Grün auf sich aufmerksam machten. Bald ging es nur noch leicht bergab, die Straße wurde wieder 4-spurig mit gutem Belag und dann blies uns auch noch der Wind in den Rücken. So gelangten wir nach 1027 km (seit dem Start unserer Reise) früher als erwarte nach Qom und hatten schon um 12:30 Uhr ein Hotel im Zentrum gefunden.
Qom ist eine Großstadt mit 1 Mio. Einwohner und liegt auf 930 m Höhe (erstmals sind wir unter 1000 m Höhe). Der Verkehr ist genauso chaotisch wie in den anderen iranischen Großstädten. Hier gibt es über 50 Hochschulen und Seminare mit 100000 Studenten aus 90 Nationen. Qom besitzt nach Mashhad das zweitwichtigste schiitische Heiligtum Irans. Leider wurde uns der Eintritt in den ganzen Bereich verwehrt, da wir keine Moslems sind. Als wir zu einem späteren Zeitpunkt nochmal Richtung Heiligem Schrein gingen, sprach uns ein Einheimischer an. Wir teilten ihm mit, dass der Bereich für uns Tabu sei, worauf er es ermöglichte, dass wir mit ihm den Innenbereich betreten und auch fotografieren durften. Frieda bekam einen Chador verpasst und dann konnte die Besichtigung beginnen. Unser Führer erklärte uns viel und auf Grund seiner Beziehungen wurden wir in das internationale Büro eingeladen und von einem Gelehrten empfangen. Es wurden Getränke serviert und wir erfuhren vieles über den Islam und den Iran. So nahm es schließlich doch noch ein gutes Ende. Waren wir schon von Esfahan begeistert so waren wir von der Pracht dieser Gebäude überwältigt.
Da wir die Weiterfahrt nach Teheran mit dem Zug planten, gingen wir zum Bahnhof, um uns nach den Zugverbindungen zu erkundigen. Zunächst wurden von der Polizei unsere Pässe kontrolliert, erst dann konnten wir zum Schalter. Hier scheiterten wir kläglich, denn die Dame konnte kein Wort Englisch. So gingen wir zurück zur Polizei und erbaten dort Hilfe. Hier erfuhren wir, dass zwar Züge nach Teheran verkehrten, diese aber keine Fahrräder mitnehmen würden.
So ergibt sich eine neue Situation. Wir werden Morgen mit dem Rad zum Busbahnhof fahren und dort unser Glück versuchen und sollte dies nicht möglich sein, so werden wir wohl oder übel die 150 Kilometer mit unseren Rädern zurück legen müssen. Wir halten Euch auf dem Laufenden.

Oase in der Dasht-e Kavir

Qom

Einladung ins internationale Zentrum von Qom

Frieda im Chador

Qom bei Nacht

Qom bei Nacht
06.05.12 Qom – Teheran 81 km 606 Hm
Schon kurz nach 7 Uhr verließen wir das Hotel und machten uns auf den Weg zum Busbahnhof. Mehrfach fragten wir nach dem Weg, wurden immer in dieselbe Richtung geschickt, bis wir schließlich weit außerhalb der Stadt waren und weit und breit war von einem Busbahnhof nichts zu sehen. Dies bedeutete, dass wir die Strecke von ca. 145 Kilometer aus eigener Kraft in Angriff nahmen. Wie so oft herrschte Gegenwind und schon in der Frühe hatten wir 24°C bei wolkenlosem Himmel. 2 lange Aufstiege verlangten uns einiges an Schweiß ab und nach 55 Kilometer sprachen wir einen Lieferwagenfahrer an, der gerade auf einem Parkplatz stand, ob er uns ein Stück weit mitnehmen würde. Er stimmte sofort zu, die Räder uns das Gepäck wurden verladen und die nächsten ca. 45 Kilometer legten wir so zurück. Dann ging es wieder mit dem Rad weiter. Es folgte ein erneuter langer Anstieg und unser Thermometer zeigte zwischenzeitlich 38°C in der Sonne an. Wir hatten gerade 3 km des Anstiegs bewältigt, als ein weiterer Lieferwagenfahrer anhielt und uns bis zum Stadtrand von Teheran mitnahm. Dann hieß es für uns, den richtigen Weg in das Zentrum von Teheran zu finden. Immerhin leben in der Hauptstadt Irans geschätzte 14 bis 15 Mio. Einwohner. Das Verkehrsaufkommen ist immens. Wir waren ja durch die vorherigen Millionenstädte schon einiges gewohnt, aber was sich hier abspielte übertraf alles, was wir bisher erlebt hatten. Was aber bei allem Chaos bleibt ist die Freundlichkeit und Hilfsbereitschaft der Iraner. Sie ermöglichten es uns auch, unser gewünschtes Hotel zu finden, wo wir uns für die nächsten 3 Nächte einquartierten.

Salzsee

Richtung Teheran unterwegs

Teheran

Verkehr in Teheran

Teheran mit Elburz-Gebirge
07.05.12 Teheran
Den heutigen Tag nutzten wir, um uns etwas in Teheran umzusehen. Unter anderem besichtigten wir den Golestan-Palast, der einst Regierungssitz der qajarischen Könige war. Mit der Metro fuhren wir in den Norden der Stadt. Männer und Frauen fahren getrennt. In unserem Hotel treffen sich internationale Traveller, auch zwei Deutsche sind dabei. Außerdem sind zwei Spanier hier um sich ihre Visa für ihre Weiterreise zu besorgen. Sie sind ebenfalls mit den Rädern unterwegs, sind aber in Valencia gestartet und wollen über Turkmenistan und den Pamir- und Karakorum Highway weiter bis Nepal. Dagegen ist das war wir machen nur ein Sonntagsausflug.
08. 05.12 Ruhetag in Teheran
Nach dem Frühstück im Hotel fuhren wir mit dem Taxi in den Norden Teherans.
Auf ca. 1800 stiegen wir aus und wanderten in 30 Minuten gemütlich bis zur Talstation der Seilbahn zum Tochal. Diese 7,5 km lange Kabinenbahn brachte uns dann hinauf ins Skigebiet von Teheran auf 3680 m Höhe. Oben angekommen empfing uns ein kräftiger Wind mit Temperaturen um den Gefrierpunkt. Einige Ski- und Snowboardfahrer frönten ihrem Hobby. Leider war die Sicht durch Wolken beschränkt und für die Besteigung des Tochal 3965 m fehlte uns die nötige Ausrüstung. So ging es nach einer Weile zurück zur Mittelstation auf 2942 m und später zurück zum Ausgangspunkt. Die Rückfahrt ins Stadtzentrum erfolgte wiederum mit dem Taxi. Es folgte ein Besuch des Juwelenmuseums in dem die ehemaligen Kronjuwelen der persischen Könige ausgestellt sind. Hier trafen wir zum 3. Mal Johannes und Rolf aus Sachsen, die wir zuvor schon in Shiraz und Abarkuh getroffen hatten. Zusammen mit ihnen fuhren wir wieder mit dem Taxi zum Milad-Turm, dem mit 435 m Höhe vierthöchsten Fernsehturm der Welt. Wir genossen es, die Abendstimmung und später das endlose Lichtermeer aus der Höhe zu betrachten. Nach diesem Highlight ging es erneut mit dem Taxi zurück ins Zentrum, wo wir uns von den Beiden gegen 22:30 Uhr verabschiedeten und zu unserem Hotel zurück marschierten. Dort wurden noch Mails verschickt und um 0:30 legten wir uns nach einem langen Tag zur Ruhe.

Skigebiet Tochal

Blick hinunter nach Teheran

Gemeinsames Essen mit den Sachsen

Häusermeer vom Milad-Tower

Blick bei Nacht vom Milad-Tower
09.05.12 Teheran – Karay 50 km 324 Hm
Es begann wie erwartet. Die rund 30 Kilometer aus Teheran hinaus nagten sehr an unseren Nerven, denn es war wieder der ungleiche Kampf von 2 einsamen Radlern gegen die Übermacht an Mopeds, Autos, Bussen, Taxen und LKW`s sowie Fußgängern. In diesem Chaos war es nicht einfach, den richtigen Weg zu finden, da man meist nichts lesen kann, sich auf den Verkehr zu konzentrieren hat und mit einem Auge im Rückspiegel den Partner zu beobachten muss, damit dieser dieselbe Strecke fährt. Es gelang uns heil durch zu kommen. Nur eine kurze Strecke landeten wir auf der 8-spurigen Autobahn, konnten diese jedoch bald wieder unversehrt verlassen. Am Ortsanfang von Karaj wurden wir am Straßenrand bei heißen 28°C zu einem Eis eingeladen, bevor es zu einem Hotel in die City ging. Den Nachmittag verbrachten wir mit einem Bummel durch die recht moderne Stadt.

Azadi-Monument
10.05.12 Karaj - Qazvin 109 km 278 Hm
Die Landschaft veränderte sich heute völlig. Auf einer Höhe von 1300 m ging es heute flach durch ein grünes Tal. Eine Wohltat für unsere Augen. Die rechte Talseite wurde überragt von hohen Bergen, deren Gipfel noch vielfach weiß leuchteten. Ansonsten verlief mit etwas Rückenwind alles reibungslos und schon um 13 Uhr waren wir in Qazvin, unserem Zielort. So blieb uns noch ausreichend Zeit, um die verschiedenen Sehenswürdigkeiten der 400000 Einwohner zählenden Stadt zu besichtigen. Ab Morgen geht es dann Richtung Norden weiter. Wir sind sehr gespannt, wie sich die Landschaft Richtung Kaspisches Meer verändert.

Immer am Elburzgebirge entlang

Eingangstor nach Qazvin
11.05.12 Qatvin – Rudbar 112 km 535 Hm
Von Beginn an hatten wir heute mit Gegenwind zu kämpfen. Zunächst ging es von Qazvin über die Ausläufer des Elburz-Gebirges bis zur Passhöhe von 1582 m. Auf landschaftlich sehr schöner Strecke schlängelte sich die Straße an einem Fluss entlang hinunter. Bis Lowshan auf 350 m ging es nur noch bergab. Dort legten wir eine Mittagspause ein, bevor wir die letzten 30 Kilometer, frisch gestärkt, in Angriff nahmen. Der Weiterweg führte im Auf und Ab an einem Stausee entlang. Immer heftiger wurde nun der Gegenwind und auf den letzten 20 Kilometern mussten wir mehrfach absteigen und schieben, um nicht von der Straße geweht zu werden. Hier kamen uns 2 Franzosen entgegen, die von Nizza nach Peking unterwegs sind. Nach kurzer Unterhaltung hieß es für uns zunächst, sicher in Rudbar an zu kommen und nach einigem Suchen gelang es uns auch, ein Hotel zu finden. Rudbar ist das Zentrum des größten Olivenanbaugebiets im Iran. Die Temperaturen lagen heute zwischen 21°C am Morgen und 32°C am Mittag. Am Abend ging noch ein Gewitter mit Hagel nieder und wir waren froh, ein sicheres Dach über dem Kopf zu haben. Wir hoffen, dass der Wind morgen nachlässt, denn sonst werden wir unser Ziel, das Kaspische Meer, nicht erreichen. Zeitlich sind wir etwas in Verzug und unsere 30 Tage Visa laufen am 20.05.12 ab. Bis dahin schaffen wir es aber nicht, wenn wir unsere vorgesehene Route weiter verfolgen, den Iran zu verlassen. Wir müssen also schauen, wo und bei welcher Behörde wir eine Verlängerung beantragen können. Es wird schon irgendwie klappen.

Nicht der einzige rußende LKW

Es geht über das Elburz-Gebirge

2 Franzosen auf dem Weg nach Peking

Blick von unserem Hotel in Rudbar
12.05.12 Rudbad – Bandar-e Anzali 112 km 203 Hm
Wieder einmal gab es kein Frühstück und so starteten wir um 7:20 Uhr Richtung Rasht. Der Wind hatte sich zum Glück wieder beruhigt und so konnten wir die Landschaft genießen. Kurz hinter Rudbar wurden die ersten Reisfelder sichtbar und sie erfreuten uns mit ihren unterschiedlichen Grüntönen. Gegen 11 Uhr erreichten wir Rasht. Hier wollten wir Geld in einem Wechselbüro umtauschen, da die Wechselkurse bei den Banken deutlich schlechter sind. Es war nicht ganz einfach, ein entsprechendes Büro zu finden aber mit Hilfe der Einheimischen gelang es schließlich. Dann gingen wir zur Polizeizentrale, um unsere Visa zu verlängern, wurden jedoch nach Ardabil verwiesen, da unsere derzeitigen Visa ja noch 8 Tage gelten. Wir werden es dann aufs Neue versuchen. Danach suchten wir ein Restaurant auf um endlich Nahrung und Flüssigkeit aufzunehmen. Mit vollem Bauch ging es dann weiter nach Bandar-Anzali, wo wir um 15:45 Uhr im Hotel Iran, direkt am Hafen, unterkamen. Wir haben es also geschafft, unser nächstes Ziel, das Kaspische Meer, zu erreichen. Bandar-Anzali ist die bedeutendste iranische Hafenstadt am Kaspischen Meer und wir genießen den Ausblick von unserem Hotelzimmer auf den Hafen und das Kaspische Meer.

Reisfelder

Reisfelder

Ausblick vom Hotel aufs Kaspische Meer
13.05.12 Bandar Anzali - Choobar 122 km 377 Hm
Heute klappte es mit dem Frühstück und gut gestärkt konnten wir den Tag angehen. Geplant war die Strecke nach Astara mit 149 Kilometern. Es lief zunächst alles wie geplant. Die Strecke verlief zwischen dem Kaspischen Meer und den nahen Bergen. Überwiegend wurde Reis angebaut, dazwischen aber auch Kiwi und anderes Obst. Auf der Strecke herrschte lebhafter Verkehr und die Straße war nicht immer im besten Zustand. Oft fehlte der Seitenstreifen und so ging es vielfach recht eng zu. Nach 115 Kilometern wurden wir von einem Autofahrer mit 3 Kindern angesprochen. Er lud uns zur Übernachtung in sein Haus ein. Zunächst lehnten wir ab, weil wir eigentlich nach Astara wollten und sein Haus etwa 30 Kilometer vor Astara lag. Es bot sich aber auch für uns die Chance, das Leben einer iranischen Familie kennen zu lernen und so sagten wir zu. Er ist Hochschullehrer und bietet ausländischen Gästen Couchsurfing an. Nach unserer Ankunft wurden wir mit Tee begrüßt. Es wurde uns ein Raum zugewiesen, in dem wir auf dem Boden auf Polstermatten schlafen konnten. Nach dem Duschen, gingen wir mit dem ältesten der 3 Söhne, er ist 13, noch zum Kaspischen Meer, das nur unweit entfernt war. Nach der Rückkehr wurde das Abendessen gerichtet, aber es dauerte noch bis 21:30 Uhr, da der Hausherr noch unterwegs war, bis das Essen serviert wurde. So lange unterhielten wir uns mit dem 13. Jährigen, der recht ordentlich Englisch sprach, und wir erfuhren einiges über die iranische Lebensweise. Um 23:30 Uhr konnten wir uns endlich Schlafen legen, denn die letzten Tage waren doch recht anstrengend.

Arbeit im Reisfeld

Strand am Kaspischen Meer

Azims Haus

Abendessen bei Azim
14.05.12 Choobar – Ardabil 60 km 360 Hm
Nach einer kurzen Nacht standen wir um 6 Uhr auf. Um 7:30 Uhr gab es Frühstück, das ziemlich schnell beendet war, da alle um 8:00 Uhr in der Schule bzw. bei der Arbeit sein mussten. Wir hätten zwar noch alleine im Haus bleiben können aber wir wollten dies nicht und starteten kurz vor 8 Uhr. Flach ginge es zunächst auf den ersten 35 Kilometern bis Astara, dem Grenzort zwischen dem Iran und Aserbaidschan. Dann bogen wir nach wenigen Kilometern in Richtung Ardabil ab und schon bald wurde es bergig. Wir wussten, dass es von -27 m auf über 1500 hoch ging. Nach den Erfahrungen der bisherigen Tour spekulierten wir darauf, dass uns jemand mitnehmen würde.
Nach 55 Kilometern war es so weit. Ein Kastenwagen hielt auf unser Winken an, Räder und Gepäck wurden verladen und wir setzten uns auf den Radkasten des offenen Pritschwagens. Und los ging die wilde Jagd. Das Fahrzeug wurde gejagt, bis es nicht mehr konnte und stehen blieb. Fahrer und Beifahrer stiegen aus, schauten sich den Motor an, gaben im Leerlauf ordentlich Gas und dann ging es wieder ein paar Kurven weiter, bis wir erneut standen. Dies wiederholte sich mehrmals aber am Ende ging doch alles gut und wir wurden gut durchgeschüttelt am Ortsrand von Ardabil abgesetzt. Gleich stand eine ganze Meute um unsere Räder und unser Gepäck und sie beobachteten, wie wir unsere Drahtesel beluden. Natürlich wollten sie alle wieder wissen woher, wohin, wie alt, ob das meine Frau sei usw. Dann fuhren wir in die Stadt, um ein Hotel zu suchen und kamen schließlich in einem recht schäbigen Laden unter. Ardabil hat ca. 400000 Einwohner und liegt auf 1350 m. Die Sehenswürdigkeiten, die wir hier besichtigen wollten, waren entweder geschlossen oder wegen Bauarbeiten nicht zu besichtigen. Auch unsere Visa konnten wir nicht verlängern, da die zuständige Behörde nur vormittags geöffnet hat. In den letzten Tagen am Kaspischen Meer herrschte feucht warmes Klima und unsere Wäsche trocknete nicht, obwohl sie im Freien hing.
Jeden Nachmittag gab es Gewitter.

Auf dem Pritschenwagen- fast 1200 Höhenmeter und 50 km gespart!

Aussicht auf die Berge vom Fahrzeug

Sheikh-Safi-Heiligtum in Ardabil
15.05.12 Ardabil – Sarab 85 km 847 Hm
Schon kurz nach 7 Uhr starteten wir heute bei kühlen 12°C. Verwöhnt durch die hochsommerlichen Temperaturen der vergangenen Wochen empfanden wir es als empfindlich kalt. Dazu blies uns wieder ein scharfer Wind entgegen und es ging stets bergauf bis zur Passhöhe auf 2055 m. Auch bei bergab Fahrten mussten wir kräftig in die Pedale treten, um wenigstens auf eine Geschwindigkeit von 15 km zu kommen. Auf der Strecke wunderten wir uns, dass so viele Polizeifahrzeuge fuhren und an allen Kreuzungen Polizeibeamte standen. Den Grund erfuhren wir in der ersten größeren Stadt. Dort sahen wir ein Transparent, das auf ein internationales Radrennen von Aserbaidschan nach Täbris im Iran aufmerksam machte. Auf Nachfrage unsererseits erfuhren wir, dass die Fahrer in ca. 1 Stunde den Ort passieren würden. So fuhren wir weiter Richtung Pass und an einer geeigneten Stelle, an der sich einige Polizisten und ein Kameramann sowie 6 Einheimische befanden, warteten wir dann auf das Fahrerfeld. Bevor dieses kam wurden wir vom Kameramann in Stellung gebracht und gefilmt. 2 Ausreisergruppen fuhren mit großem Abstand voraus, bevor das Hauptfeld folgte. Ein Fahrzeug mit der Aufschrift „Freistaat Bayern“ sah uns und hielt an. Sie waren begeistert, als wir sie über unsere Tour informierten und wir erfuhren, dass 2 deutsche Teams im Feld mitfuhren. Als der Spuk um war, folgte ein großer Tross von LKW, der sich hinter dem Fahrerfeld angesammelt hatte. Dann waren wieder mit dem Gegenwind fast alleine unterwegs. Mühsam kämpften wir uns voran. Leider war die Sicht den ganzen Tag über durch Nebel stark eingeschränkt, so dass wir von der herrlichen Landschaft des Sabalan Gebirges (der höchste Berg, der Sabalan ist 4811 m hoch) nicht viel sahen. Plötzlich, 5 Kilometer vor Sarab drehte der Wind und wir hörten Donnergrollen. Wegen des nun günstigen Rückenwindes schafften wir es gerade mit den ersten dicken Regentropfen das Hotel zu erreichen. Unmittelbar danach ging ein heftiger Schauer nieder. Wir waren froh, dass es in Sarab, das auf 1696 m liegt, überhaupt ein Hotel zu finden war und waren sehr überrascht über die prima Qualität dieses Hauses nach der gestrigen Enttäuschung.

Alman - umringt von Einheimischen

Radrennen

Bergstrecke von Ardabil nach Sarab
16.05.12 Sarab – Täbris 133 km 804 Hm
Über Nacht hatte sich das Wetter wieder beruhigt und bei strahlendem Sonnenschein aber kühlen +8°C konnten wir unsere Fahrt fortsetzen. Nach 2 Tagen ohne Sicht zeigte sich heute die Landschaft von ihrer besten Seite und wir hatten viel Spaß beim Fahren. Nach 73 km legten wir eine Mittagsrast ein und als wir danach wieder auf unsere Räder saßen blies uns urplötzlich heftigster Wind entgegen. Außerdem ging es immer höher hinauf, bis wir schließlich die nächste Passhöhe mit 2122 m erklommen hatten. Danach ging es zwar bergab, aber wir mussten weiterhin kräftig in die Pedale treten, um Vorwärts zu kommen. So wie der Wind gekommen war, so ließ er auch wieder nach und so konnten wir die weitere Abfahrt mit herrlicher Aussicht auf die zum Teil schneebedeckten Berge zu unserer Linken genießen. Dann wurden wir von einem LKW-Fahrer, der auf dem Weg nach Triest war, zu einem Kaffee eingeladen. Danach ging es in flotter Fahrt weiter bergab und auf der rechten Seite der Straße leuchteten die Berge in allen möglichen Farben, so dass wir immer wieder staunend stehen blieben. So erreichten wir schließlich Täbris, das auf 1400 m liegt und 1,5 Mio. Einwohner hat. Vom Stadtrand bis zum Hotel waren noch 18 Kilometer zu bewältigen, wobei uns auf den letzten 3,5 km ein junger Mann mit dem Rad den Weg zum Hotel zeigte. Hier quartierten wir uns für 3 Nächte ein. Am Abend trafen wir noch 2 Schweizer im Hotel, die mit dem Rad von Istanbul nach Singapur unterwegs sind (http://www.zentralbiker.ch).

Unterwegs nach Täbris

Einladung zum Kaffee

Fahrt nach Täbris
17.05.12 Ruhetag in Täbis
Trotz Ruhetag standen wir wieder um 6:30 Uhr auf und gleich nach dem Frühstück machten wir uns auf den Weg zur Passbehörde, um unsere Visa zu verlängern. Bevor wir zur Passbehörde im 1. Stock des Gebäudes kamen wurden wir von der Polizei im Erdgeschoss einer Leibesvisitation unterzogen und unsere Fotoapparate wurden einbehalten. Dann ging es nach Oben. Dort mussten wir zunächst erklären, warum wir überhaupt eine Verlängerung bräuchten. Als wir dies ausreichend erläutert hatten, wollten sie von jedem von uns 2 Passbilder, 2 ausgefüllte Fragebogen und wir sollten bei der Mellibank pro Person 300.000 Rial (ca. 15,-- €) einbezahlen. Mit Friedas Passbildern waren sie nicht einverstanden, da sie kein Kopftuch trug und sie sollte sich neue, mit Kopftuch, besorgen. Außerdem mussten wir noch Kopien des Reisepasses und der Visa besorgen und uns dann wieder bei ihnen melden. Zunächst wurden also neue Passbilder von Frieda gemacht und die nötigen Kopien angefertigt. Dann ging es zur Bank, wo wir das Geld einbezahlten und dafür eine Quittung erhielten. Da nun alle Unterlagen beisammen waren ging es wieder zurück ins Büro der Passbehörde. Ich wurde noch in ein weiteres Büro geschickt, wo ich nochmals 20.000 Rial einbezahlen musste. Dann hieß es warten, bis alle Vorgänge von mehreren Beamten geprüft und bestätigt waren. Die im Raum anwesenden 3 Beamten waren sehr freundlich und unterhielten sich immer wieder mit uns. Nach etwa 2 Stunden folgte noch das Finale. Jeder von uns musste 6 Unterschriften leisten und ebenso viele Fingerabdrücke auf verschiedenen Dokumenten anbringen. Damit war der unglaubliche Papierkrieg erledigt. Unsere Visa sind um 10 Tage verlängert und wir müssen nicht fluchtartig das Land verlassen. So gingen wir anschließend gut gelaunt durch den riesigen Basar und besuchten noch die Blaue Moschee und informierten uns über die Möglichkeit, nach Kandovan zu kommen, das wir morgen besuchen wollen.

Backstube

Bazar von Täbris

Blaue Moschee in Täbris
18.05.12 Ruhetag in Täbris und Fahrt nach Kandovan
Nach einem gemeinsamen Frühstück mit den beiden Schweizer Radlern und einem iranischen Diplom Ingenieur. der 17 Jahre in Deutschland lebte und uns beim Geldwechseln behilflich war, wurden wir um 9 Uhr am Hotel von einem Taxi abgeholt. Mit ihm fuhren wir die 60 Kilometer nach Kandovan, einem noch bewohnten Felsendorf in schöner Umgebung. Dort hatten wir 2 Stunden Zeit, um uns umzusehen. Durch verwinkelte Gassen und über steile Treppen konnte man den Einwohnern bei ihrer täglichen Arbeit zusehen und die Felsenwohnungen, in denen sie leben, erinnern sehr stark an Kappadokien in der Türkei. Da der Ort relativ klein ist reichte die Zeit gut aus, bevor uns unser Taxifahrer wieder zum Hotel in Täbris zurück fuhr. Die ganze Aktion kostete uns beide gerade mal 20 €. Taxifahren kann man sich hier wirklich noch leisten. Am Nachmittag nutzten wir die Zeit noch, um unsere Räder mal wieder gründlich zu reinigen und auf Vordermann zu bringen. Morgen geht es wieder in den Sattel und wir rechnen noch mit 3 Tagen Fahrt im Iran, bevor es nach Armenien weiter geht.

Gemeinsames Frühstück

Kandovan

Kandovan

Kandovan

Kandovan

Wir in Kandovan
19.05.12 Täbris – Marand 77 km 533 Hm
Bei strahlendem Sonnenschein setzten wir unsere Reise fort. Die 15 Kilometer aus Täbris hinaus fanden wir ganz gut und schon bald fuhren wir wieder durch eine grüne Landschaft mit rot leuchtenden Bergen auf unserer rechten Seite. So ging es ca. 40 Kilometer fast eben dahin, bevor es zum wahrscheinlich letzten kleinen Pass im Iran anstieg. Von knapp 1300 m Höhe ging es nochmals auf 1806 m hinauf. Während dieser Auffahrt wurden wir von Landarbeitern zum Tee eingeladen, was für uns eine willkommene Pause bedeutete. Bald danach war die Passhöhe erreicht und in rasanter Abfahrt ging es hinunter nach Marand, das auf 1337 m liegt und 110000 Einwohner zählt. Die Suche nach einem Hotel gestaltete sich schwierig aber dank der Mithilfe der Einheimischen wurden wir schließlich fündig. Äußerlich machte es einen sehr guten Eindruck aber im Innern sah es leider nicht mehr gut aus. Es dient unter anderem auch als Lehrerwohnheim. Was solls, wenn es an Alternativen mangelt ist man froh, ein Dach über dem Kopf zu haben. Leider hatte auch die Stadt nichts Besonderes zu bieten.
Zum Abendessen ließen wir uns von einem Taxifahrer, der uns bei der Hotelsuche behilflich war, abholen. Nach einem gemeinsamen Abendessen mit ihm in einem guten Restaurant gingen wir noch zusammen mit ihm in seinen Laden in der Stadt. Er verkauft und näht Taschen und fährt noch 6 Stunden am Tag Taxi, um über die Runden zu kommen. Er lud uns noch zu sich nach Hause ein, wo wir Milchreis sowie Tee serviert bekamen. Dann fuhr er uns zurück ins Hotel, das wir gegen 23 Uhr erreichten.

Unterwegs nach Marand

Einladung zum Tee bei Landarbeitern

Einladung beim Taxifahrer
20.05.12 Marand – Jolfa 101 km 484 Hm
Im Hotel mussten wir zunächst den Mann an der Rezeption wecken, der dort schlief, um unsere Pässe zu bekommen und das Hotel verlassen zu können. Auf sehr schöner und abwechslungsreicher Strecke ging es weiter in den nördlichsten Teil des Irans. Auch heute wurden wir wieder von Straßenarbeitern zum Tee eingeladen. Flott ging es hinunter Richtung Jolfa, das wir nach 66 km zur Mittagszeit erreichten. Jolfa ist ein Grenzort mit etwa 20000 Einwohnern und liegt nur noch auf gut 700 m Höhe. Wir fanden ein gutes Hotel und machten uns dann nach kurzer Pause nochmals mit unseren Rädern auf, um in ein Naturschutzgebiet mit spektakulärer Landschaft und einigen Sehenswürdigkeiten zu fahren. Die Straße führte immer am Fluss Araz entlang, der hier die Grenze zwischen Iran und Aserbaidschan bildet. Diesem Fluss werden wir Morgen in die andere Richtung folgen, bis wir nach Armenien die Grenze überschreiten können.

Bei Jolfa

Wo geht es weiter?

Die Berge Aserbaidschans
21.05.12 Jolfa – Meghri (Armenien) 78 km 662 Hm
Der letzte Tag im Iran stand bevor. Es sollte eigentlich eine gemütliche und landschaftlich eindrucksvolle Tour werden. Aber so richtig gemütlich wurde es nicht. Der Iran wollte uns nicht gehen lassen. Nach den ersten 10 Kilometern, auf denen wir gut voran kamen, war es aus mit lustig. Schlagartig setzte wieder heftigster Gegenwind ein. Immer wieder mussten wir nach wenigen Kilometern kleine Pausen einlegen, denn der Kampf gegen den Wind war echt zermürbend und gefährlich, denn mehrfach kamen durch Windböen von der Straße ab oder mussten absteigen, um nicht vom Rad zu fallen. Nach 5 ½ Stunden, die wir für die 65 Kilometer bis zur Grenze benötigten, erfolgte die Abfertigung durch die iranischen Grenzbeamten. Nach 30 Minuten waren alle Formalitäten erledigt und wir durften ausreisen.
Frieda konnte nach 2136 km, die wir im Iran zurückgelegt haben, endlich ihr Kopftuch ablegen und wieder eine kurzärmlige Bluse anziehen.
Dann erfolgte die Einreise nach Armenien. Da wir für Armenien noch keine Visa hatten mussten wir einen Antrag ausfüllen und zusammen 6000,-- Armenische Dram bezahlen (12,-- €). Während wir auf die weitere Abfertigung warteten, gesellten sich 2 Franzosen dazu, die mit ihren Rädern nach China unterwegs sind. Die ca. 1 ½ stündige Wartezeit wurde durch Austausch der gegenseitigen Reiseerlebnisse verkürzt. Zusammen machten wir uns auf den Weg nach Meghri, unserem ersten Tagesziel in Armenien. Der steile Anstieg war ein Vorgeschmack auf das, was uns in den nächsten Tagen in den Bergen Armeniens erwartet. Die Quartiersuche erfolgte unter Mithilfe der Bevölkerung, die uns ein Privatquartier vermittelten. Am Abend suchten wir ein Restaurant. Artur, ein Soldat, fuhr uns in ein einige Kilometer entferntes Lokal, da es im Ort nichts gab. Dafür luden wir ihn zum Essen ein, das ganz vorzüglich angerichtet war und auch prima schmeckte. Erstmals gab es wieder ein Bier zum Essen und Artur trank Wodka. Wir waren die einzigen Gäste in einem riesigen Saal und kaum hatten wir zu essen begonnen, spielte eine 4 Mann Band für uns auf. Einen solchen Empfang hätten wir nicht erwartet. Wir wollten nach dem Essen eigentlich gleich zurück in unser Quartier aber Artur war mit seiner Karaffe Wodka noch nicht fertig, wurde dafür aber immer lustiger und wäre gerne noch länger geblieben. Mit reichlich Alkohol im Blut setzte er sich dann ans Steuer und wir waren froh, dass wir wieder heil ankamen.

Gegenverkehr

Unterwegs nach Armenien

Die ersten Kilometer in Armenien
22.05.12 Meghri – Goris 19 km 653 Hm
Schon um 4:30 Uhr standen wir auf. Am Vortag wurde uns gesagt, dass um 5:30 Uhr ein Bus nach Kavan fahren würde und wir wegen der Verladung der Räder um 5:10 Uhr da sein sollten. Um 5 Uhr standen wir an der verabredeten Stelle und warteten bis kurz nach 6 Uhr. Was nicht kam war der Bus. Wir hatten noch nicht gefrühstückt und im Ort war noch kein Laden offen, wo wir etwas hätten einkaufen können. Auch zu Trinken hatten wir nur eine gefüllte Trinkflasche dabei. Aber was sollten wir machen. Wir wussten, dass wir über einen 2533 m hohen Pass mussten und deshalb hatten wir schon bei der Planung Bus oder Taxi für die Strecke vorgesehen. Nun waren alle Pläne dahin und so beschlossen wir, die Strecke in Angriff zu nehmen. Nach 2 Kilometern hörten wir erstes Donnergrollen und kurze Zeit später begann es leicht zu regnen. Wir flüchteten in ein unweit der Straße befindliches Hotel, um uns unter zu stellen. Dort saß gerade eine englische Reisegruppe am Frühstück und wir wurden dazu eingeladen, was uns nicht ganz ungelegen kam. Der Regen hörte wieder auf und wir setzten unseren Aufstieg fort. Kaum ein Auto war auf der schmalen Passstraße unterwegs und nach 7 Kilometern mussten wir erneut die Straße verlassen und erreichten gerade noch einen überdachten Picknickplatz, als ein heftiger Gewitterschauer mit Hagel nieder ging und die ganze Straße überflutete. Nach ca. 40 Minuten hörte es wieder auf zu regnen. Inzwischen war es empfindlich kühl geworden, als wir unseren Aufstieg wieder fort setzten. Nach 16,6 km und 653 Höhenmetern war es geschafft. Wieder hatte es zu regnen begonnen und ein LKW-Fahrer hatte Erbarmen mit uns und nahm uns mit bis nach Gori, einer Kleinstadt, die sich über mehrere Kilometer an steilen Berghängen hinzieht. Hier fanden wir ein nettes Hotel auf einer Höhe von 1349 m.
Wir sind froh, dass die Geschichte für uns so glücklich endete, denn unterwegs schüttete und gewitterte es so gnadenlos, dass die enge und zeitweise sehr schlechte Straße überflutet war und viel Geröll und Dreck darauf lag. Die Straßenränder waren teilweise weiß vom niedergegangenen Hagel. Allerdings haben unsere Räder doch sehr unter den extremen Bedingungen gelitten und es gibt einiges zu tun.

Regenfluten

Radtransport über 2 Pässe

Passstraße nach Goris
23.0 5.12 Goris – Tathev (Ruhetag)
Nach den Unwettern am Vortag entschieden wir uns für einen Ruhetag. Diesen nutzten wir, um mit dem Taxi nach Tathev zu fahren. Auf der Fahrt dorthin waren überall auf der Straße die Folgen der Unwetter vom Vortag zu sehen. Viel Geröll und teilweise mächtige Felsbrocken lagen auf der Straße. Unsere ursprünglich geplante Route hätte über nicht geteerte Wege geführt und wir wären im tiefen Schlamm stecken geblieben. So besichtigten wir also die Klosteranlage in Tathev und konnten die Aussicht auf die grüne Gebirgslandschaft genießen. Leider jedoch regnete es auch hier immer wieder was den Spaß etwas trübte. Auf der Rückfahrt schauten wir uns noch die Satansbrücke in der Vorotanschlucht an und wurden dann in unser Hotel zurück gebracht. Für die 37 km lange Fahrtstrecke benötigte unser Taxifahrer, der so schnell er nur konnte fuhr, 1 Stunde. Die sehr kurvenreiche und schlecht ausgebaute Straße war übersät mit tiefen Schlaglöchern. Als ich beim Einsteigen ins Taxi den Sicherheitsgurt anlegen wollte, wies mich der Fahrer darauf hin, dass dies nicht nötig sei.
Am Nachmittag unternahmen wir noch eine längere Wanderung durch die schöne Felsenlandschaft um Goris, bevor es wieder zu regnen begann.

Kloster Tathev

Auswirkungen des Unwetters vom Vortag

Vorotanschlucht
24.05.12 Goris – Sarnakunk 55 km 1316 Hm
Da es erst nach 8 Uhr Frühstück gab starteten wir um 9 Uhr. Die für heute vorgesehene Etappe sollte uns nach Sisian führen, das nur 39 Kilometer entfernt lag. Von Anfang an hatten wir wieder mit starkem Gegenwind zu kämpfen. Außerdem ging es zur Passhöhe von 2191 m immer wieder recht steil auf und ab. Daher kamen wir nur langsam vorwärts. Unterwegs trafen wir ein tschechisches Radler Pärchen, das eine Radtour durch Armenien unternimmt. Da wir nicht unter Zeitdruck standen unterhielten wir uns lange. Nach der Passhöhe ging es wieder auf ca. 1700 m hinunter. Unterwegs standen in kurzen Abständen Leute, die eimerweise Pilze verkauften, die sie in der Gegend gesammelt hatten. Ein an der Straße gelegenes Hotel ignorierten wir und auch am nächsten fuhren wir vorbei, da man uns sagte, dass 4 km später ein weiteres käme. Es ging weiterhin steil in Wellen bergauf und bergab und wir waren wieder auf einer Höhe von 2130 m, als wir uns entschieden, an einer Raststätte in Sarnakunk für heute Schluss zu machen, da kein Hotel mehr zu finden war. Neben der Tankstelle stellten wir unser Zelt auf einer nicht gemähten Wiese auf. Essen und Trinken gab es in der Raststätte. Kaum war das Zelt aufgebaut, setzte ein Gewitterregen alles unter Wasser. Wir hatten jedoch Glück, dass wir in der Raststätte im Trockenen saßen und als das Unwetter gegen 9 Uhr nach ließ, legten wir uns schlafen.

Pilzeverkauf am Straßenrand

Frisch verschneite Gipfel

Unser Nachtlager im hohen Gras
25.05.12 Sarnakunk – Arpi 73 km 520 Hm
Die Nacht im Zelt war recht unruhig und so standen wir schon um 5:30 Uhr auf und gingen zum Frühstück in die Raststätte. Das Wetter sah recht schlecht aus. Dunkle Gewitterwolken standen am Himmel aber als wir das Frühstück beendet hatten waren fast alle Wolken wie weg geblasen und ein herrlicher Tag erwartete uns. Also packten wir unsere Sachen zusammen, bauten das nasse Zelt ab und um 7:30 Uhr waren wir wieder unterwegs. Da wir am Vortag weiter als geplant gefahren waren, waren es bis zur nächsten Passhöhe 2359 m nur noch 19 km. Dann erfolgte eine lange Abfahrt mit einigen ruppigen Gegenanstiegen bis nach Arpi auf 1052 m, wo wir Unterkunft in einem Hotel fanden. Landschaftlich war es bislang unser schönster Tag. Die Fahrt durch die herrlich grüne Gebirgslandschaft mit den noch verschneiten Bergen im Hintergrund bildete eine großartige Kulisse. Nach der Ankunft im Hotel wurden zunächst die nassen Schlafsäcke und das Zelt getrocknet und wir genossen die verbleibende Freizeit am Nachmittag.

Fahrt von Sarnakunk zum Pass

Abfahrt nach Vajkh
26.05.12 Arpi – Eriwan 114 km 1157 Hm
Erst um 8 Uhr sollte es Frühstück geben. Wir waren fertig, die Räder beladen, aber der Wirtschaftsraum war verschlossen und auch sonst gab es keine Möglichkeit, das Hotel zu verlassen. So warteten wir bis kurz vor 8:30 Uhr, bis die Inhaber endlich mit dem Auto ankamen. Wir nahmen noch schnell das Frühstück zu uns und dann ging es kurz vor 9 Uhr endlich los. Durch eine herrliche Schlucht führte die Straße noch 5 Km bis auf 1000 m hinunter, bevor der 16 km lange Anstieg zum nächsten Pass auf 1805 m erfolgte. Die Aussicht war herrlich und auch das Wetter spielte wieder mit. Von der Passhöhe ging es zunächst wieder 170 Höhenmeter bergab und dann nochmals auf 1803 m hinauf. Dann folgte die viele Kilometer lange Abfahrt in die Araratebene bis auf 818 m hinunter. Auch hier boten sich wunderschöne Landschaftsbilder aber der Ararat blieb hinter einer drohenden Gewitterwand verborgen. Bei der Abfahrt mussten wir permanent bremsen, da die Straße in einem recht schlechten Zustand war. Nach einer kurzen Mittagspause in Yerakh, einem Grenzort zwischen Armenien und Aserbaidschan ging es weiter zur trostlosen Stadt Ararat. Inzwischen drohten von allen Seiten Unwetter und hier warteten wir unter den Vordächern verschiedenen kleiner Läden den einsetzenden Regen ab. Da wir aber nur noch etwas Kleingeld in Armenischen Ram im Geldbeutel hatten mussten wir weiter in die armenische Hauptstadt Eriwan, um uns neues Geld aus dem Automaten zu besorgen. Der Regen ließ nach und so bewältigten wir die verbleibende Strecke in flottem Tempo. Als wir uns dem Stadtzentrum näherten fragten wir einen Taxifahrer nach dem Weiterweg zu einem Hotel im Zentrum. Er deutete uns an, dass er gegen eine Gebühr von 1000 Ram (2 €) bereit wäre, uns den Weg zu zeigen. So fuhren wir noch weitere 5 km hinter dem Taxi durch die Stadt und quartierten uns dann gegen 19 Uhr im 11. Stock eines Hotels ein. Nach dem Duschen ging es dann noch in die Stadt zum Abendessen und um 23:30 Uhr ging ein langer und ereignisreicher Tag für uns zu Ende.

Fahrt durch die Schlucht des Arpha

Weinverkauf am Straßenrand in allen möglichen Flaschen

Die Passhöhe befindet sich beim Mast in der Bildmitte

Abfahrt in die Araratebene
27.05.12 Ruhetag in Eriwan
Trotz Ruhetag standen wir schon um 7 Uhr auf, da draußen kein Wölkchen die herrliche Sicht auf den Ararat 5165 m trübte. Vom Bett aus konnten wir zum höchsten Berg der Türkei schauen. Diese Aussicht war uns gestern bei der Fahrt durch die Araratebene verwehrt geblieben. Nach dem Frühstück machten wir uns dann auf den Weg, um die 1,5 Millionenstadt, die auf einer Höhe zwischen 800 m und 1200 m liegt, zu erkunden.

Der Ararat 5165 m vom Hotelbalkon

Eriwan

Wasserorgel am Platz der Republik in Eriwan
28.05.12 Eriwan - Sevansee 85 km 1260 Hm
Am Vortag hatten wir beim Frühstück Eva aus Deutschland kennen gelernt. Sie arbeitet als Hubschrauberpilotin in Dubai und macht hier in Armenien ein paar Tage Urlaub. Am Abend verabredeten wir uns zum gemeinsamen Abendessen in einem Restaurant mit armenischer Küche. Das Essen war nicht nur gut zubereitet sondern es schmeckte auch ganz vorzüglich. Der Wirt spendierte uns Wein dazu und zum Abschied gab es für jeden noch einen Wodka. Danach gingen wir noch zum Platz der Republik wo eine Wasserorgel für eine tolle Atmosphäre sorgte. Nach der Rückkehr ins Hotel setzten wir uns noch auf dem Balkon zusammen und Eva spendierte noch eine Flasche Wein. Die Zeit verging wie im Flug und wir bemerkten gar nicht, dass es schon weit nach Mitternacht war, als wir uns eine gute Nacht wünschten. Da wir noch einiges für den kommenden Tag vorbereiten mussten war es fast 2 Uhr, als wir uns hinlegten.
Nach der kurzen Nacht folgte ein gutes Frühstück und gut gestärkt ging es immer bergauf aus Eriwan hinaus. Verglichen mit den iranischen Großstädten ging es in Eriwan viel geruhsamer zu. Nach einer Stunde hatten wir die Stadt hinter uns gelassen aber es ging weiterhin stetig bergauf bis wir auf 1800 m ankamen. Dann ging es in Wellen weiter und schließlich folgten noch die letzten Meter hinauf zum Sevansee auf 1930 m Höhe. Der Sevansee ist 78 km lang und 56 km breit und das größte Gewässer in Armenien. Trotz der vielen Höhenmeter kamen wir heute gut voran, da uns ein angenehmer Rückenwind unterstützte und auch die Straße fast über die gesamte Länge in einem guten Zustand war. Am nördlichen Ende des Sevansee fanden wir ein Hotel, in dem wir sehr freundlich aufgenommen wurden. Es wurde uns gleich noch etwas zu Essen spendiert und als Zugabe gab es Rotwein. Vom Zimmer aus können wir direkt auf den herrlichen Sevansee blicken. Zum Abendessen wurden uns Krabben und verschiedene Fische aus dem Sevansee zubereitet und man muss sagen, dass wir in Armenien bestens versorgt werden. Allerdings sind die Preise teilweise ähnlich hoch wie in Deutschland und wir können uns nicht vorstellen, wie die Leute über die Runden kommen.

Fahrt zum Sevansee

Ausblick von unserem Hotel am Sevansee
29.05.12 Sevansee - Alaverdi 111 km 1196 Hm
Kurz vor 8 Uhr verließen wir unser Hotel. Wieder waren wir die einzigen Personen im Haus aber zum Glück fanden wir einen unverschlossenen Ausgang und konnten unsere Tour fortsetzten. Wir nutzten die erste Gelegenheit, um in einem kleinen Laden etwas einzukaufen, so dass wir den Sevanpass 2158 m, zu dem es hinauf ging, nicht ganz ohne Frühstück in Angriff nehmen mussten. Bald war der erste Pass des Tages geschafft und auf miserabler Straße ging es auf 1259 m hinunter nach Dilijan. Dort gab es eine kurze Mittagspause, bevor wir den 2. Pass mit 1873 m in Angriff nahmen. Wieder ging es 24 km bergauf und auf der anderen Seite hinunter nach Vanadzor auf 1328 m. Von hier aus ging es durch die zeitweise recht eindrucksvolle Debedschlucht hinunter, natürlich nicht ohne einige Gegenanstiege. So erreichten wir gegen 17:30 Uhr Alaverdi und fanden Unterkunft bei netten Leuten in einem Guesthouse. Für 10,-- € pro Person bekamen wir Unterkunft, ein prima Abendessen sowie ein ebenso gutes Frühstück.

Abfahrt vom Sevanpass

Wir fahren auf der armenischen Seidenstraße

Durch die Debedschlucht
30.05.12 Alaverdi – Tiflis 122 km 753 Hm
Gut gestärkt machten wir uns also wieder auf den Weg. Wir dachten eigentlich, dass es eher ein gemütlicher Tag werden würde. Aber wie meist kam es ganz anders. Schon am Morgen hatte es 22°C und es ging zunächst immer weiter bergab Richtung georgischer Grenze. Dadurch wurde es immer heißer uns schwüler und die Straße war in einem Ort verschüttet. Daher mussten wir eine Umleitung fahren. Es ging so steil bergauf, dass ich Frieda selbst beim Schieben des Rades behilflich sein musste. Außerdem handelte es sich um einen Feldweg übelster Art. Nach diesem Kraftakt war es nicht mehr weit bis zur Grenze wo alles ganz reibungslos und schnell ablief. So verließen wir nach 512 km Armenien. Ab der Grenze waren es dann noch 80 Kilometer bis Tiflis, der Hauptstadt Georgiens. Die Unterschiede zu Armenien fielen sofort auf. Die Leute waren sehr freundlich und winkten uns wieder zu. Die Straßen sind deutlich besser und auch die Bausubstanz der Häuser sieht wesentlich besser aus als in Armenien. Wir kamen nach der Grenze bis auf 340 m hinab und mussten dann in der Mittagshitze von 32°C wieder auf 672 m hinauf. Dies alles bereitete uns recht viel Mühe und wir merkten auch, dass die vielen Höhenmeter in Armenien viel Kraft gefordert hatten. Zu allem Übel zogen auch noch dunkle Gewitterwolken auf und wir mussten uns beeilen, um trocken anzukommen. Die Suche nach einem Hotel gestaltete sich recht schwierig bis sich ein Taxifahrer anbot, uns ein gutes und günstiges Hotel zu besorgen. So fuhren wir ihm 4 km durch die Stadt nach, bis wir außerhalb des Zentrums waren. Hier kamen wir zwar ordentlich unter, waren aber weit abseits des Zentrums. Außerdem zockte uns der Taxifahrer noch ab. So macht man manchmal auch seine schlechten Erfahrungen.

Abschied vom Guesthouse in Alaverdi

Kinder begleiten uns auf dem Feldweg

Grenze Armenien - Georgien
31.05.12 Ruhetag in Tiflis
Tiflis mit seinen ca. 1,3 Mio. Einwohnern ist eine recht lebendige und durchaus sehenswerte Stadt. Viele kulturelle Sehenswürdigkeiten gibt es zu besichtigen und überall wird renoviert oder neu gebaut. Es ist einiges in Bewegung. Da wir weit außerhalb des Zentrums untergebracht sind nahmen wir heute das Fahrrad und erkundeten so die Stadt. Hier gibt es endlich auch wieder gemütliche Cafes und man kann im Freien sitzen und dem lebhaften Treiben auf den Straßen zusehen. Dies haben wir in den letzten Wochen unserer Reise doch sehr vermisst. Der Himmel war heute meist bedeckt und es war schwül warm. Morgen werden wir auch noch hier verbringen aber mehr dazu im nächsten Bericht.

Schwefelbäder in Tiflis

Tiflis

Ausblick von der Burg
01.06.12 Fahrt mit dem Bus nach Kasbegi
Den 2. Ruhetag nutzten wir dazu, einen Ausflug nach Kasbegi im Kaukasus zu machen. Zuerst fuhren wir mit dem Taxi zum Busbahnhof. Von dort ging es in einem Minibus zunächst auf guter, später aber recht abenteuerlicher Strecke auf der alten Heerstraße bis auf mehr als 2400 m Höhe hinauf. Für die 155 km lange Strecke benötigte unser rasant fahrender Minibus 3 Stunden. Diese alte Heerstraße verbindet Georgien mit Russland. Der Grenzübergang ist aber nur für bestimmte Nationen geöffnet. Unterwegs behinderten immer wieder riesige Schaf- und Ziegenherden den Verkehr auf der Straße, da die Herden auf die Sommerweiden des Großen Kaukasus getrieben wurden. Von Kasbegi aus hatten wir mächtige Berge vor uns aber leider war der Blick auf den Kasbek, den mit etwas mehr als 5000 m zweithöchsten Gipfel Armeniens, von Wolken verdeckt.
Nach 1 ½ Stunden Aufenthalt ging es auf der gleichen Strecke wieder zurück.
Vom Busbahnhof aus nahmen wir dann die Metro, um wieder in das Zentrum von Tiflis zu gelangen. Mit einem Abendessen im Freien ließen wir den Abend ausklingen und gingen dann zu Fuß zurück zum Hotel.

Schafe auf der Alten Heerstraße

Kasbek 5033 m
02.06.12 Tiflis – Gori 88 km – 738 Hm
Wir hatten am Vorabend noch den Wetterbericht abgerufen und freuten uns über die guten Aussichten. Kein Regen, viel Sonne aber Wind mit 60 bis 80 km pro Stunde. Wir wollten es nicht glauben und dachten, sie hätten sich bestimmt um eine Null vertan. Als wir aufstanden herrschte wolkenloser Himmel mit heftigem Wind. Wir frühstückten noch und dann ging es aus Tiflis hinaus. Von Beginn an herrschte stürmischer Gegenwind und wir kamen wieder nur mühsam vorwärts. Nach knapp 25 km hatten wir Tiflis hinter uns und es ging auf einer ruhigen Landstraße mit viel auf und ab weiter. Landschaftlich war es wunderschön aber der Wind machte uns das Vorwärtskommen unglaublich schwer.
Zur Mittagszeit trafen wir in einem kleinen Dorf zwei Franzosen, die mit ihren Rädern auf der Heimfahrt von Thailand nach Frankreich sind. Sie hatten bereits schon 11000 km hinter sich aber auch ihnen machte der Wind sehr zu schaffen. Dann kämpften wir uns mühsam weiter und erreichten nach mehr als 7 Stunden Gori, den Geburtsort Stalins. Hier fanden wir schnell ein Hotel und machten uns dann auf um noch die in der Stadt befindliche Festungsruine sowie das Geburtshaus Stalins zu besichtigen.

Mtskheta

Auf der Straße nach Gori

Unterwegs nach Gori
Geburtshaus von Stalin in Gori
03.06.12 Gori – Surami 68 km 630 Hm
Um der Autobahn zu entgehen suchten wir uns eine schöne Nebenstrecke aus.
Doch schon bald endete diese in der Wildnis. Nach einigem Suchen fanden wir einen steilen Pfad, der nach oben führte von wo Autogeräusche zu vernehmen waren. Oben angekommen stellten wir fest, dass wir auf der falschen Seite der Autobahn standen. Wie sollten wir über die Mittelleitplanke aus Beton kommen? Da entdeckte Frieda eine Lücke, die etwa 400 m entfernt war. Wir fuhren also bis dahin zurück, wendeten dann und setzten unsere Fahrt auf der richtigen Fahrbahnseite fort. Nach wenigen Kilometern endete die Autobahn und die Straße, die viel befahren war, ging zweispurig mit Gegenverkehr weiter. An der nächstmöglichen Stelle verließen wir wieder diese Hauptstraße, um auf ruhiger Nebenstrecke übers Land zu fahren. Auf übler Straße fuhren wir 4 km zum nächsten Ort und wurden dann von den Einheimischen wieder zurück zur Hauptstraße geschickt. Also wieder zurück und auf der Hauptstraße weiter nach Khashuri, wo es ein Hotel geben sollte.
Dort angekommen erkundigten wir uns nach dem Hotel und mussten hören dass es kein Hotel gäbe. Inzwischen waren wir skeptisch, was die Aussagen der Einheimischen betraf. Wir fragten nach, ob auf der weiteren Strecke ein Hotel zu finden sei, was bejaht wurde. Allerdings schwankten die Angaben zwischen 4 und 10 Kilometern. Nach mehrmaligem Nachfragen unterwegs fanden wir dann nach 7 Kilometern ein „Hotel“ an der Straße.
Obwohl es nicht immer so lief wie wir es uns vorstellten war es ein herrlicher Tag. Der extreme Gegenwind vom Vortag hatte nachgelassen. Zwar hatten wir auch heute den ganzen Tag über Gegenwind, aber dieser war zu verkraften. Dafür aber hatten wir traumhaftes Wetter mit einer sehr guten Fernsicht. Unsere Strecke zieht sich in einem breiten Tal zwischen dem Kleinen Kaukasus und dem Großen Kaukasus dahin. Heute konnten wir die leuchtenden Eisgipfel der Vier- und Fünftausender erkennen und davor die herrlich blühenden und duftenden Wiesen genießen.

Autobahnzubringer

Der Große Kaukasus

Es geht uns nach wie vor gut

Der Kleine Kaukasus
04.06.12 Surami – Kutaisi 103 km 748 Hm
Schon um 7 Uhr starteten wir heute, um etwa zur Mittagszeit in Kutaisi zu sein. Nach 2 Kilometern bogen wir von der Hauptstraße auf eine Nebenstrecke ab, um dem Verkehr zu entgehen. Dafür handelten wir uns ein anderes Problem ein. Nach 200 Metern endete der geteerte Weg und mündete in eine Piste aus groben Steinen, Wasserläufen und tiefen Wasserpfützen. Einmal mussten wir die Schuhe ausziehen und durch eine riesige schlammige Wasserpfütze die Räder durchschieben. Bis über die Knöchel standen wir im Schlamm und die Räder waren total verdreckt und mit Schlamm überzogen. Zum Glück kam kurze Zeit später ein Brunnen, an dem wir uns und die Räder wieder einigermaßen säubern konnten. So ging es über eine Strecke von 40 Kilometern, für die wir mehr als 5 Stunden benötigten. Als wir dann nach 50 Kilometern wieder die Hauptstraße erreichten waren wir froh, wieder auf einer vernünftigen Straße fahren zu dürfen. Kurz hinter Zestaponi trafen wir zwei Fernradler, ein Pärchen aus Bremen und Mexico, die Richtung Osten unterwegs waren. Wir unterhielten uns längere Zeit und tauschten Erfahrungen aus, bevor es weiter ging nach Kutuaisi, das wir erst kurz nach 17 Uhr erreichten. Da Kutaisi und seine Umgebung einiges zu bieten hat, werden wir hier 2 Nächte verbringen.

Abseits der Autobahn auf ausgewiesener Landstraße

Barfuß durch den Schlamm

Anschließende Reinigung von Mensch...

und Material

2 Fernradler aus Bremen und Mexico

Blick zum Kleinen Kaukasus
05.06.12 Ruhetag in Kutaisi
Das Hotel, in dem wir die Nacht verbrachten lag weit außerhalb und so packten wir unsere Sachen, um in der Innenstadt nach einem Hotel zu suchen.
Fast der ganze Vormittag verging, bevor wir Unterkunft in einem Privatquartier fanden, das wieder weit weg vom Stadtzentrum lag. Aber wir waren froh, überhaupt eine Unterkunft gefunden zu haben. Dann ging es in die interessante Innenstadt und per Taxi wollten wir eine Höhle besuchen, aber diese war an diesem Tag geschlossen. So fuhren wir weiter zum Kloster Gelati, ein Weltkulturerbe der Unesco und anschließend noch zum herrlich gelegenen Kloster Motsameta. Nach der Rückkehr nach Kutaisi besichtigten wir noch die restlichen Sehenswürdigkeiten der Stadt und beendeten den Tag mit einem prima Abendessen in einer Brauereigaststätte. Wieder war es sehr warm und schwül und wir merken, dass wir uns nur noch auf einer Höhe von 135 m befinden.

Kloster Gelati

Taufe im Kloster Motsamenta

Brunnen in Kutaisi

Fluss durch Kutaisi
06.06.12 Kutaisi – Ureki 127 km 116 Hm
Schon in Armenien war es ein Problem, morgens früh los zu kommen. Dies hat sich auch in Georgien fort gesetzt. Wenn es überhaupt ein Frühstück gibt, dann bekommt man es ab 9 Uhr oder später. Wir sind daher froh, wenn gar kein Frühstück angeboten wird. So war es auch heute. Wir saßen um 6:30 Uhr reisefertig da aber die Hausherren standen erst kurz nach 7:30 Uhr auf und das Eingangstor war mit einem massiven Schloss abgesperrt. So ging es also kurz vor acht los und da wir keine Steigungen und keinen Wind hatten kamen wir flott voran und genehmigten uns nach den ersten 40 Kilometern ein kleines Frühstück. Die Sonne strahlte von einem wolkenlosen Himmel und es wurde immer wärmer. Plötzlich rief ein Mann aus einem vorbei fahrenden Auto uns etwas zu und reichte Frieda eine Tüte, wendete auf der Straße und war weg. Als wir die Tüte aufmachten sahen wir, dass 6 verschiedene Sorten Eis am Stiel in der Tüte waren. Welch eine Überraschung. Um 13 Uhr erreichten wir Poti, eine Hafenstadt am Schwarzen Meer. Bis hierher hatten wir gerade 100 Kilometer zurück gelegt und legten eine längere Mittagspause ein.
Eigentlich wollten wir hier übernachten, aber der Ort gefiel uns nicht und so beschlossen wir, noch bis Ureki weiter zu fahren und dort nach einem Hotel an der Schwarzmeerküste zu schauen. Wir fanden ein tolles Hotel direkt am Strand und erhielten ein Zimmer mit Meerblick. Die verbleibende Zeit nutzten wir zu einem Strandspaziergang im schwarzen Sand.

Das Schwarze Meer ist erreicht

Am schwarzen Sandstrand von Ureki
07.06.12 Ureki – Hopa 95 km 319 Hm
Zwar hatte es heute beim Start gegen 9 Uhr schon ein paar Wolken am Himmel aber dies war uns gerade recht, da es schon 27°C warm war und dazu recht schwül. So ging es der Schwarzmeerküste entlang, wo noch ein letzter kurzer aber giftiger Anstieg mit 11% Steigung auf uns wartete, bevor wir zur Mittagszeit Batumi erreichten, eine sehr schöne Hafenstadt, wo wir uns einige Zeit aufhielten. Dann ging es weiter zur Georgisch – Türkischen Grenze. Nach 572 in Georgien zurück gelegten Kilometern hatten wir schnell die entsprechenden Aus- und Einreisestempel in unserem Pass. Dann wurden die Uhren noch um eine Stunde zurück gestellt, bevor wir unsere Fahrt nach Hopa fortsetzten. Wenige Kilometer vor Hopa begann es ganz leicht zu regnen, was uns aber nichts mehr anhaben konnte und wir suchten dasselbe Hotel auf, in dem wir schon im vergangenen Jahr bei unserer Türkeireise nächtigten. Ab hier meldete sich wieder mehrmals täglich in entsprechender Lautstärke der Muezzin.

Hafenstadt Batumi

Strandpromenade in Batumi

Grenze Georgien - Türkei

Frieda und Norbert haben die Türkei erreicht
08.06.12 Hopa – Ardesen 47 km 60 Hm
Die ganze Nacht über regnete es. Als wir nach dem Frühstück starteten nieselte es nur noch leicht aber bald setzte der Regen wieder ein und erstmals bei unserer diesjährigen Tour kam die Regenbekleidung zum Einsatz. Zum Glück war auf der 4-spurig ausgebauten Strecke entlang der Schwarzmeerküste kaum Verkehr. Bei stärker werdendem Regen legten wir eine etwa 2-stündige Pause ein, in der Hoffnung, dass der Regen nachlasse. Dies war auch der Fall und so entschlossen wir, noch bis Ardesen zu fahren. Dort waren wir bei der Hotelsuche bald fündig. Froh, die nassen und kalten Klamotten ausziehen zu können und uns unter der warmen Dusche wieder aufzuwärmen verbrachten wir die restliche Zeit im Hotel. Die nassen Sachen trocknen nur sehr schlecht bzw. gar nicht und wir werden sehen, wie es morgen früh weiter geht.

Erster Regentag unserer Reise erwischte uns an der Schwarzmeerküst
09.06.12 Ardesen – Trabzon 124 km 456 Hm
Unsere letzte Etappe nach Trabzon stand an. Das Wetter hatte sich wieder gebessert und nur wenige Wolken waren am Himmel zu sehen. Die vierspurige Straße führte relativ flach an der Schwarzmeerküste entlang. Zu unserer Rechten war das Schwarze Meer und zur Linken die bergige Landschaft mit Teeanbau zu sehen. Wir legten einen kurzen Stopp ein und schauten den Teepflückern bei ihrer Ernte zu. Dreimal pro Jahr wird hier Tee geerntet.
Schon kurz vor Batumi in Georgien wird Tee angebaut und dies ändert sich erst etwa 30 Kilometer vor Trabzon, denn ab hier sieht man Haselnuss- und Mandelbäume. Es waren einige lange Tunnel zu durchfahren aber sie waren gut beleuchtet und so konnte uns nichts mehr aufhalten. So erreichten wir glücklich Trabzon und kamen im selben Hotel wie im vergangenen Jahr unter. Wir genossen es, durch die 400000 Einwohner zählende Stadt zu schlendern und bei zwischenzeitlich wolkenlosem Himmel im Freien zu essen.

Teeanbau bei Rize

Besuch bei den Teepflückern

Küstenstraße
10.06.12 Ruhetag in Trabzon
Bei wolkenlosem Himmel und hochsommerlichen Temperaturen genossen wir den letzten Tag vor der Heimreise in Trabzon. Seit dem vergangenen Jahr hat sich hier im Zentrum einiges sehr positiv verändert. Das Leben pulsiert und überall sitzen die Leute in Straßencafes oder vor Lokalen im Freien, wo vor einem Jahr noch eine riesige Baustelle war.

Park in Trabzon
11.06.12 Rückflug von Trabzon nach Stuttgart 6 km 53 Hm
Von Eriwan aus hatten wir per Internet den Rückflug von Trabzon nach Stuttgart gebucht. Heute war es dann so weit. Genau 7 Wochen nach unserem Start in Shiraz ging unsere Radreise zu Ende. Nach 3416 km und gut 20000 Höhenmetern traten wir von Trabzon aus den Rückflug an. Nach einem letzten Frühstück nahmen wir die letzten 6 km zum Flughafen bei 27°C in Angriff. Bald war dieser erreicht und wir richteten unsere Räder für den Rückflug her und gaben dann das Gepäck und die Räder auf. Alles lief routiniert ab und war bald erledigt. Der Abflug verzögerte sich um eine Stunde aber um 12:30 Uhr hob unsere Maschine ab und landete nach 3:40 Stunden in Stuttgart. Dort holten uns Silke, Christian und Timo ab und brachten uns sicher wieder nach Hause.
Ohne gesundheitliche Probleme und ohne Pannen aber mit vielen neuen Erkenntnissen und Eindrücken kehrt nun der Alltag wieder ein. Es wird sicher noch einige Zeit dauern, bis wir alles verarbeitet haben.

Es geht zurück in die Heimat